■ Mit Kubas Reformen auf du und du: Westbanking erlaubt
Amsterdam/Havanna (taz) – Erstmals dürfen sich ausländische Banken auf der realsozialistischen Insel niederlassen. Die erste Lizenz wurde der Netherlands Caribbean Bank N.V. (NBC), Curaçao, zugesagt, die zweite der ING Bank N.V., Amsterdam. Die NBC-Vertretung sollte zunächst Mitte Mai, dann Ende Juni eröffnet werden. Wie ING-Bank-Sprecher Wieger Sitsma mitteilt, wollen jetzt beide Häuser gleichzeitig ihre Arbeit in Kuba aufnehmen – voraussichtlich am 5. August.
Die NBC in Curaçao ist ein Joint-venture der Amsterdamer ING Bank mit dem kubanischen Unternehmensverbund Acemex (23 Firmen mit Niederlassungen in 14 Ländern), der in Liechtenstein registriert ist. Die Acemex ist auf dem Schiffahrtssektor tätig und nach Angaben der ING „wie ein westliches Privatunternehmen organisiert“.
Die NBC-Filiale wird in Kuba unter dem Namen „Banco Caribe Holandés“ firmieren, die ING Bank tritt unter ihrem eigenen Namen auf. Beide Niederlassungen stehen unter ausländischer Leitung. Da es aber, so Wieger Sitsma, „Politik unseres Hauses ist, lokales Personal heranzuziehen“, sollen auch einige Kubaner eingeweiht werden. Geschäftsfeld: Internationaler Zahlungstransfer und Finanzierung großer Im- und Export-Geschäfte, wobei sich die ING arbeitsteilig speziell der Bartertrade-Finanzierung annimmt. Nach dem letzten Ringtausch-Geschäft dieser Art, das in diesem Monat bekannt wurde, liefert Kuba eine Million Tonnen Zucker nach Rußland, wird dafür von Venezuela mit 2,5 Millionen Tonnen Erdöl entschädigt, während Rußland venezolanischen Kunden in Deutschland eine entsprechende Menge Öl schickt.
Die Amsterdamer Banker werten ihre Zulassung vorsichtig als ein „Zeichen“. Tatsächlich hatte Raúl Amado Blanco, Vizepräsident der Banco Nacional de Cuba, Reformen angekündigt. Konkrete Anträge lagen aber der Nationalversammlung bisher nicht vor. Die jetzt erteilten Lizenzen erstrecken sich nicht auf Geschäfte mit privaten Kleinunternehmen, die letztes Jahr in gewissem Umfang ebenso zugelassen worden sind wie der Besitz harter ausländischer Währung. Auch brauchen sich gewöhnliche KubanerInnen an den ausländischen Bankschaltern gar nicht erst anzustellen. Privater Kundenverkehr ist nicht vorgesehen. Ulla Küspert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen