Mit Karrieren auf Du und Du: Ein Befreiungsschlag
■ Rosi Roland hat den Veba-Job für Klaus Wedemeier schon 1993 vorhergesagt
Klaus Wedemeier war richtig erleichtert. Er kam eigens ins Buten&Binnen-Studio, um allen denjenigen, die sich in den letzten Wochen das Maul zerrissen hatten über den Dienstwagen, die Sekretärin und die Amtsbezüge, ins Gesicht zu schreien: Ich will sie nicht mehr, denn ich brauche sie nicht mehr, ich habe einen Job, verdiene mein Geld mit meiner Arbeit. Auch das Kapitel Aufsichts-Sitze beendete er, Lagerhaus – nichts da. Ein Befreiungsschlag.
Nur im Parlament soll er noch sitzen, die Vebacom habe ihn darum gebeten. Man versteht: Wenn der Telekommunikations-Konzern mit den Stadtwerken verhandeln will, um die Konkurrenz zur quasistaatlichen Telecom aufzubauen, braucht er die Kontakte Wedemeiers. Vebacom braucht diese SPD-Kontakte auch, wenn mit anderen Städten und Gemeinden verhandelt werden soll.
Daß Wedemeier einmal zum Veba-Konzern gehen würde, wenn es mit der Politik nichts mehr ist, das übrigens stand 1993 in der taz: Rosi Roland hatte diesen Tagtraum. Damals gab es einen kleinen Aufstand in der SPD: Mit Wedemeier verlieren wir die nächste Wahl (1995) wieder, sagte eine Handvoll heller Köpfe. Wedemeier überlegte, war mehr als einmal nahe dran, die Brocken einfach hinzuschmeißen. Ob im Vulkan-Vorstand ein Platz für ihn frei sei, fühlte er bei Hennemann vor.
Und ein anderes Thema kam auch auf den Tisch: 25 Prozent der Stadtwerke-Aktien sollten an die Preag, eine Veba-Tochter, verkauft werden. Wedemeier fand den Vorschlag von Claus Dittbrenner damals gut, jedenfalls besser als die viel weiter gehenden Vorstellungen des Finanzsenators. 25 Prozent – ein Weg für Sozialdemokraten. Bei Rosi Roland war am 17.7.1993 nachzulesen, daß da ein Mann einen Job für den Tag danach sucht. „Nicht die STN birgt die Zukunft des Bürgermeisters, sondern die Preußen-Elektra: In so einem riesigen Unternehmen müßte doch ein sozialdemokratischer Kaufmann noch unterzubringen sein.“ Genie? Purer Zufall? K.W.
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