■ Mit IWF-Beschlüssen auf du und du: Wächter der Daten
Washinton (taz) – Nie wieder möchte der IWF in die peinliche Situation vom vergangenen Winter geraten, als die Fonds- Experten gar nicht so recht gemerkt hatten, daß sich in Mexiko eine schwere Finanzkrise anbahnte. Am späten Sonntag abend gab also der Interimausschuß des Fonds bekannt, daß fürderhin alle Mitglieder zur „regelmäßigen und rechtzeitigen Bekanntgabe an den Fonds von umfassenden und qualitativ guten Daten für Überwachungszwecke“ gehalten seien. Der Interimausschuß, in dem 24 Mitglieder teils einzelne Länder, teils Ländergruppen vertreten, berät die Gouverneursversammlung des IWF. Es hat sich aber inzwischen zum eigentlich entscheidenden Gremium gemausert.
Viele Länder, räumt das Komitee ein, liefern bereits die geforderten statistischen Angaben. Den übrigen bietet der IWF fachliche Hilfe bei der Erstellung der Statistiken. Zugleich wird sanfter, aber überzeugender Druck ausgeübt: Wer auf den internationalen Kapitalmärkten an Geld kommen möchte, soll doch bitteschön mit besonders ausführlichen Daten aufwarten. Und noch mehr: Die Statistiken sollen öffentlich gemacht werden. Die Daten sollen zwölf Felder abdecken, darunter Haushalt, Devisenreserven, Handels- und Leistungsbilanz, Verschuldung und Bruttosozialprodukt.
Bei anderen strittigen Punkten hielt sich der Interimausschuß eher bedeckt. Ja, es wird bei akuten Finanzkrisen einen Mechanismus geben, damit betroffene Länder schneller an Kredite kommen, aber keinen zusätzlichen Finanztopf. Ja, eine Erhöhung der Einzahlungen der Mitgliedsländer in den Fonds sei wünschenswert und weiter zu diskutieren.
Über den Erlaß von Schulden gegenüber IWF und Weltbank äußerte sich der Ausschuß zwar erwartungsgemäß nicht. Doch immerhin wird in einer kleinen Passage des Kommuniqués eingeräumt, daß bei einigen Ländern die Schulden gegenüber multilateralen Geberorganisationen unhaltbar geworden sind. Dieses Eingeständnis könnte die Weichen stellen für künftige Treffen. Nicola Liebert
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