■ Mit Gentechnik im Süden auf du und du: Kontrollabkommen
Bangkok (IPS) – Ein internationales Kontrollabkommen über die Verbreitung gentechnischer Verfahren und Produkte hat eine Expertenkommission des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen (Unep) vorgeschlagen.
Nach dem Muster der Baseler Konvention über gefährliche Abfälle soll der Vertrag die Länder des Südens vor den Auswirkungen unkontrolliert sich verbreitender Kunstorganismen schützen.
Die 33köpfige Unep-Kommission betont zwar die Nützlichkeit der Biotechnologie, weist aber auch auf die Risiken einer unsachgemäßen Anwendung der Technologie hin. Besonders die zumeist in tropischen Gebieten liegenden Entwicklungsländer seien gefährdet, so der Bericht. Die Artenvielfalt sowie die hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit machten die Umwelt dort anfälliger für eine „Kontamination“ mit genetisch manipulierten Organismen.
So wie gefährliche Chemikalien und Pestizide unkontrolliert in die Dritte Welt exportiert wurden, könnte dies auch mit gentechnologischen Produkten geschehen, warnt die Unep- Kommission. „Eine Situation, wo genmanipulierte Lebensformen, die nicht einmal in ihrem Ursprungsland zugelassen sind, in Entwicklungsländer exportiert und dort freigesetzt werden, ist wahrscheinlich, wenn keine Kontrollmechanismen eingeführt werden.“ Um dies zu vermeiden, schlägt die Unep- Kommission vor, daß Exporteure von gentechnischen Produkten verpflichtet werden sollten, zuvor eine Importerlaubnis des Empfängerlandes einzuholen.
Die Vertreter der USA und einiger anderer Staaten des Nordens haben Einwände gegen eine strikte Regulierung der Gen-Branche vorgebracht. Es gebe bislang keinen wissenschaftlichen Beweis für die negativen Auswirkungen der Biotechnologie auf die Artenvielfalt, mauerten sie. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft, so der US-Vertreter in der Unep-Kommission, rechtfertige das mögliche Risiko nicht den Abschluß eines internationalen Kontrollabkommens.
Ein solcher Vertrag treibe die Kosten in die Höhe, sei aufgrund der rasanten Entwicklung der Gentechnik zwangsläufig schon bei seinem Abschluß überholt und verhindere den uneingeschränkten Zugang zu der neuen Technologie. „Er [der Vertrag] würde die gesamte Wissenschaft stigmatisieren, öffentliche Besorgnis wecken ... sowie innovative und lohnende Entwicklungen verzögern.“ Martin Khor
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen