■ Mit Einkommenspyramiden auf du und du: Reiche werden reicher
Berlin (taz) – Ein trauriges Bild der weltweiten Einkommensverteilung zeichnet der Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Einkommenskonzentration stieg demnach in den vergangenen Jahrzehnten erheblich an. Die ärmsten zwanzig Prozent der Weltbevölkerung bezogen 1960 fünf Prozent des weltweit verfügbaren Einkommens; dreißig Jahre später ist dieser Anteil auf nur mehr 3,4 Prozent zusammengeschrumpft. Nimmt man einmal China aus, wo die Armut stark abgenommen hat, so stieg im gleichen Zeitraum der Einkommensanteil des reichsten Fünftels der Bevölkerung von 58,3 auf 64,6 Prozent.
Die ChinesInnen, die allein zwanzig Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, konnten seit 1960 ihren Anteil am weltweiten Einkommen von 7,3 auf 11,5 Prozent steigern. In den achtziger Jahren nahm dort das durchschnittliche Pro-Kopf- Einkommen jährlich um 6,9 Prozent zu. Damit überflügelte China sogar die sogenannten vier Tiger Südostasiens (Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur), wo das Wachstum 5,6 Prozent betrug.
In Afrika und Lateinamerika geht es den Menschen dagegen immer schlechter. In der letzten Dekade fiel das Pro-Kopf-Einkommen in Lateinamerika um 0,8 Prozent pro Jahr, in Afrika um 0,3 Prozent. Die Lateinamerikaner erhielen 1990 nur etwa ein Drittel dessen, was sich im Schnitt in den westlichen Industrieländern verdienen ließ – 1960 waren es noch 41 Prozent gewesen. In Afrika verringerte sich dieses Verhältnis von 17 auf 10 Prozent.
Angesichts des Vorsprungs der Industrieländer, den diese in den letzten Jahrzehnten weiter ausbauen konnten, überkommt die BIZ-Fachleute Zweifel an den bisherigen Entwicklungstheorien. Daß die ärmeren Länder durch Investitionen und Technologie-Transfer aus den reicheren Ländern automatisch zulegen würden, könne als widerlegt gelten. lieb
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