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■ Mit Betriebsverkehr auf du und duSparen ohne Löcher

Berlin (taz) – In den Ökobilanzen vieler Unternehmen spielt betriebsbedingter Verkehr keine Rolle. Allenfalls der Spritverbrauch an- und abreisender Mitarbeiter wird erfaßt. „Dabei lassen sich durch eine Verkehrsbilanz sehr weitreichende Möglichkeiten zum Energiesparen und zur Vermeidung von Schadstoffen aufzeigen“, heißt es in den Ökologischen Briefen.

Ähnlich wie bei der Bewertung von Produkten müßten auch die Güterverkehrsemissionen miteinbezogen werden, die durch Zulieferung von Rohstoffen oder den Abtransport zum Händler verursacht werden, schlägt das Süddeutsche Institut für nachhaltiges Wirtschaften und Öko-Logistik deshalb vor. Denn hier entstehen oft mehr als die Hälfte der verkehrsbedingten CO2-Emissionen eines Betriebs.

Der Strumpfhersteller Kunert in Immenstadt hat bereits eine Bilanz seines gesamten Verkehrs erstellt. Immerhin 15 Prozent des gesamten Energieverbrauchs geht für Transport von Waren oder Personen drauf. Ein Viertel der CO2- und gar 82 Prozent der Stickoxidemissionen verursacht bei Kunert der Verkehr. Und obwohl im Berichtsjahr Rezession herrschte und sowohl Gesamt- Energieverbrauch als auch Produktionsmengen sanken, nahm der Treibstoffverbrauch zu – Folge der Verlagerung von Produktionsteilen ins Niedriglohn- Ausland.

Immerhin will der süddeutsche Strumpfhersteller in den nächsten Jahren die verkehrsbedingten Kohlendioxidemissionen um 25 Prozent senken. Bei Dienstreisen sollen die Kurzstreckenflüge ganz gestrichen werden; die MitarbeiterInnen bekommen statt dessen Bahntickets. Damit fällt ein Viertel der CO2-Emissionen weg, den Kunert-Flugreisende bisher verursacht haben. Auch die Belegschaft soll beim Arbeitsweg möglichst umsteigen. „Die größten Reduktionspotentiale bestehen jedoch im Güterverkehr“, heißt es in den Ökologischen Briefen. Wenn alle Waren, die heute mit Lastern durch die Gegend gefahren werden, in Güterwaggons umgeladen würden, könnte Kunert hier 80 Prozent CO2-Emissionen sparen. Summa summarum: 12,5 Prozent von Kunerts CO2-Emissionen sind im Verkehr zu sparen, ohne daß ein Strumpf teurer produziert würde. aje

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