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■ Mit Atommächten auf du und duOffizielle und Inoffizielle

Genf (taz) – Nach offizieller Lesart gibt es nur fünf Atomwaffenstaaten, deren exklusives Privileg im Atomwaffensperrvertrag von 1968 festgeschrieben wurde: USA, China, Frankreich, Großbritannien sowie Rußland als Nachfolgestaat der Sowjetunion. Doch auch die Ukraine, Belorußland, Kasachstan und andere Ex-Republiken der UdSSR, wo atomare Waffen lagern, sind zumindest inoffizielle Atommächte.

Zum Klub der Inoffiziellen gehören oder gehörten auch Israel, Indien und Südafrika, die alle eigenfabrizierte Atombomben gezündet haben. Südafrika, das entsprechende Technologie und Know-how aus der BRD erhielt, hat sein A-Waffen- Programm im letzten Jahr laut dem damaligen Premierminister de Klerk eingestellt.

Aus Furcht, die Atomwaffenambitionen anderer Länder zu legitimieren und den ohnehin gefährdeten Sperrvertrag hinfällig zu machen, wurde eine Anerkennung des Atomwaffenstatus der GUS-Länder, auf deren Territorium A-Waffen lagern, vermieden. Die USA bemühen sich statt dessen um Vereinbarungen, wonach diese Waffen zerstört oder nach Rußland gebracht werden sollen. Offiziell wollen die GUS-Republiken, außer Rußland, ihre Atomwaffen gar nicht behalten, doch könnte sich dies ändern angesichts eskalierender Konflikte untereinander und weil Atomwaffen als Faustpfand dienen können, um von anderen Staaten politische und wirtschaftliche Vorteile zu erhalten.

Diese Erfahrung hat gerade Nordkorea gemacht. Letzte Woche stellten die USA die Aufnahme von wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen in Aussicht. Pjöngjang mußte sich im Gegenzug lediglich bereit erklären, den Atomwaffensperrvertrag nicht aufzukündigen und Kontrollen zuzulassen. Unter Experten und Geheimdiensten gibt es keinen Konsens, ob Nordkorea Atomsprengköpfe besitzt, ob es an der Schwelle dazu steht oder nur blufft.

Als Schwellenländer gelten die 25 bis 30 Staaten, die über die Technologie, das Know- how, die Experten und die Rohmaterialien zur Herstellung von Atombomben verfügen oder sich dazu leicht Zugang verschaffen könnten, wie etwa Deutschland oder Japan. Anders als diese betreiben einige Schwellenländer ein aktives Programm zur Herstellung von Atomwaffen, so Pakistan und der Irak. Bagdads militärisch nutzbare Atomanlagen, zu denen der UNO zufolge bundesdeutsche Firmen entscheidend beigetragen hatten, wurden zwar vollständig zerstört oder demontiert, berichten UNO-Inspektoren. Allerdings wird der Irak weiterhin genannt als potentieller Käufer von bombenfähigem Plutonium oder Uran – in einem Atemzug mit dem Iran, Libyen oder Syrien. Zumindest öffentlich ist der Verdacht gegen diese Länder jedoch bislang nicht belegt worden. Andreas Zumach

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