Militärische Forschung : Ein einsamer Rufer und Warner
Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hofft im Bereich der Forschung auf bessere Zeiten. Die Bundesregierung müsse sich viel stärker auch in so umstrittenen Forschungsbereichen wie Gentechnik und Kernenergie engagieren, fordert der BDI. Auch die Wehrforschung gehört für den BDI zu den ihrer Meinung nach bisher vernachlässigten Bereichen. Um hier Abhilfe zu leisten, hat der BDI in diesem Jahr erstmals einen Technologiepreis vergeben. Anlass für die Preisstiftung war der 50. Geburtstag der deutschen Bundeswehr. Der Preisträger war die Forschungsabteilung der Rüstungskonzerns Eads, das Corporate Research Center. Es hatte ein Verfahren zum schnellen Nachweis von gefährlichen Substanzen wie Sprengstoff, Drogen oder Giftgasen entwickelt. Anlässlich der Preisverleihung forderte der BDI, dass sich auch die deutschen Universitäten stärker an der wehrtechnischen Forschung beteiligen. Zur Förderung militärischer Forschung hat Eads eine Stiftung gegründet, die, ausgestattet mit 24 Millionen Euro, künftig Forschungsprojekte auch an den Universitäten unterstützen wird. Nicht bei allen Wissenschaftlern wird diese Entwicklung mit Freude aufgenommen. Jürgen Kirschner, Direktor des Max-Planck-Instituts in Halle, kritisiert den zunehmenden Einfluss der Militärs an den Forschungsinstituten. Öffentliche Grundlagenforschung sollte seiner Meinung nach der Wehrindustrie nicht wissentlich zu arbeiten. Doch allem Anschein nach steht er in Deutschland sehr allein mit dieser Meinung.
WOLFGANG LÖHR