Michael Müller, SPD-Landes- und Fraktionschef : „Es gibt keine Regierung ohne SPD“
taz: Herr Müller, die SPD hat auch in Berlin Stimmen verloren. Warum fühlen Sie sich dennoch als Gewinner?
Michael Müller: Wir sind in Berlin stärkste Kraft und in beiden Stadthälften gleichermaßen stark. Das ist ein hervorragendes Ergebnis. Auch im Westteil liegen wir deutlich über der CDU, und deshalb freuen wir uns.
Wie bewerten Sie das bundesweite Abschneiden Ihrer Partei?
Es ist klar, dass es keine Regierung ohne SPD-Beteiligung geben wird. Die Menschen wollen Schröder als Kanzler und nicht Merkel. Dass wir im Wahlkampf den Trend, bei dem die CDU schon bei 45 Prozent gelegen hatte, umgedreht haben, ist eine hervorragende Sache.
In Berlin regieren Sie mit der Linkspartei.PDS, die mit ihrem Oppositionskurs im Bund deutliche Gewinne verbuchte. Was heißt das für den Senat?
Das hängt von der Linkspartei.PDS ab. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die Berliner Linkspartei weiterhin mit uns bis zum Ende der Legislaturperiode vertrauensvoll zusammenarbeiten will. In Berlin grenzt sich die Partei ja von der WASG ab, wo es nur geht.
Überraschend ist das starke Abschneiden der Liberalen – auch in Berlin. Gibt es eine gesellschaftliche Basis für einen marktradikalen Kurs?
Nein. Ich glaube, auch viele Wähler aus dem bürgerlichen Lager wollten Frau Merkel nicht als Kanzlerin. Ich sehe kein Signal in Richtung Marktradikalität, der FDP kam nur die Schwäche der CDU zu Gute. ROT