■ Meisners Energiebilanz: Kapital ohne Umwelt
Wenn ein Senator das Thema Energie entdeckt, dann sollte er weniger ans Geld denken, sondern mehr an den Verbrauch und wie man diesen reduzieren kann. Schließlich führt das Verfahren von Benzin sowie das Verfeuern von Briketts, Gas und Öl geradewegs in die Klimakatastrophe. Doch als Wirtschaftssenator Norbert Meisner gestern die Energiebilanz von Berlin vorstellte, schien er nur mit Begriffen wie „Standortpolitik“ und „Unternehmerflucht“ etwas anfangen zu können, nicht aber mit Kohlendioxid und Treibhauseffekt.
Auch einem Wirtschaftssenator – gerade wenn dieser glaubt, einer sozialdemokratischen Partei anzugehören – sollte zu Energie mehr einfallen als der Gedanke an ein Produkt, das man möglichst billig auf den Markt wirft. Diese Stadt hat sich verpflichtet, den Energieverbrauch in den kommenden zehn Jahren um eine Viertel zu reduzieren. Doch diese Verpflichtung hat Meisner vergessen, statt dessen denkt er wie Gerhard Schröder an weitere Preissenkungen und sogar an Subventionen für die Stromwirtschaft, weil hier die Kilowattstunde teurer ist als in Westdeutschland. Hoffentlich nimmt niemand Meisner ernst – seine Vorschläge würden den Energieverbrauch erst richtig ankurbeln. Und Standortpolitik wäre auch ohne Preissenkungen möglich: wenn ein Wirtschaftssenator Unternehmen ideell und materiell unterstützen würde, ihren Energieverbrauch zu drosseln. Die Stromrechnung würde niedriger ausfallen. Nicht nur für das Kapital – auch für die Umwelt. Dirk Wildt
Bericht auf Seite 22
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