■ Zur Polemik des Präsidenten der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen : Meinung mit Tatsache verwechselt
betr.: „Männer-Mainstreaming an der FU“, taz vom 23. 6. 03
Gut, dass die taz sich dieses Themas annimmt, werden doch allzu oft universitätsinterne Publikationen von der Presse ignoriert.
Es stimmt seltsam, was der Kollege Lenzen zum Thema „Diagnose Lehrer“ beizutragen hat. Den Grundschullehrerinnen faktisch die Schuld zu geben an den Ergebnissen der Pisa-Studie geht am Thema vorbei. Es müsste vielmehr problematisiert werden, inwieweit geschlechts- und migrationsspezifische Aspekte der Erziehung Teile der Ergebnisse erklären. Mit der These der Teilzeit-Lehrerinnen bedient Lenzen ein beliebtes populistisches Klischee: Lehrer arbeiten sowieso nur halbtags. Aus dem Munde eines professionellen Pädagogen sollte dieses Diktum nicht kommen.
WERNER BRILL, Erziehungswissenschaftler, Humboldt-Uni
Gut, dass Sie eine Stellungnahme zu den Äußerungen von Dieter Lenzen abgegeben haben. Das ist wichtig. Ich hatte Lenzens Artikel in der Zeitschrift universitas vor kurzem gelesen und war empört. Lenzens Artikel ist nachlässig, unsystematisch und polemisch geschrieben. Was soll das heißen, dass Frauen mit ihrem weiblichen Selbstkonzept nicht in der Lage seien, professionell Wissen zu vermitteln? Lenzen verwechselt Meinungen mit Tatsachen. Die Meinung des Hochschulpräsidenten ist bedenklich. Bedenklich ist aber auch, auf welch niederem Niveau ein Hochschulpräsident argumentieren darf. BETTINA SCHÖTZ