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es bleibt ja kompliziert #5Meine erste Demo

Euphorie. Das ist es, was ich auf meiner ersten Demo zuerst gefühlt habe. Die Demo fand in Ulm unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ statt. Ich war überwältigt von der großen Menschenmasse, die für unsere Demokratie auf die Straße geht. Für mich bedeutete diese Demo auch, ein Zeichen zu setzen und weiterzumachen. Es erfüllt mich mit Hoffnung, dass unsere Demokratie von so vielen gegen die Demokratiefeinde wehrhaft geschützt wird. Außerdem war ich sehr froh darüber, dass es keine Gegendemonstration gab.

Besonders für junge Menschen hängt vieles von dieser Bundestagswahl ab. Da ich erst 17 bin, darf ich zwar nicht wählen, denke aber, dass ich durch meine Teilnahme an Demonstrationen auch einen Beitrag leisten kann. Ich kann nicht einfach zusehen, wenn rechtes Gedankengut wieder Aufwind bekommt und normalisiert wird. Besonders die Debatte am 29. Januar hat mich sprachlos gemacht, als die CDU mit der AfD paktiert hat. Aber das hat mich nur noch mehr überzeugt, meiner Stimme Gehör zu verschaffen. Demokratie lebt vom Mitmachen – und genau das habe ich an diesem Tag gespürt. Doch Euphorie allein reicht nicht aus. Eine Demonstration ist ein starkes Zeichen, aber sie ist nur ein Anfang. Der eigentliche Kampf für Demokratie findet im Alltag statt: in Gesprächen mit Familie, Freunden und Mitschülern, im Widerspruch gegen Hass und Hetze, im Interesse an politischen Themen.

Foto: privat

Nevio Cottone, Jahrgang 2007, geht in die 11. Klasse des Buigen-Gymnasiums in Herbrechtingen und ist taz-lab-­Schüler­praktikant.

Es ist leicht, sich von unserer jetzigen Politik frustrieren zu lassen, aber Nichtstun ist auch keine Option. Die Demo hat mir gezeigt, dass wir viele sind. Dass unsere Generation nicht schweigt. Dass wir Verantwortung übernehmen. Ich werde nicht aufhören, meine Stimme zu erheben, mich zu engagieren, weiterzumachen. Denn Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit – sie lebt davon, dass wir sie verteidigen. Jeden Tag. Nevio Cottone

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