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Mehr als 100 Millionen KundenkontenNutzerwut nach neuem Sony-Datenleck

Jetzt auch das Computerspiele-Netzwerk SOE: Während der Ermittlungen zum Playstation-Hack ist ein weiteres Datenleck bei Sony entdeckt worden. In Foren lassen die Nutzer ihren Frust raus.

Wie schützt man sich vor dem Datenverlust? Sicher scheinen die Daten bei Sony nicht. Bild: reuters

TOKIO dpa/afp/rtr | Der gigantische Datendiebstahl bei Sony weitet sich noch aus: Hacker erlangten auch Zugriff auf bis zu 24,6 Millionen Kunden des Computerspiele-Dienstes Sony Online Entertainment (SOE), rund 12.700 Kreditkarten-Informationen und 10.700 Bankkonten-Daten von Nutzern vor allem aus Deutschland, Österreich, Spanien und den Niederlanden, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Damit wären es nun insgesamt mehr als 100 Millionen Kundenkonten, die bei Sony geknackt worden sind.

Diese stammten aus einer Datenbank aus dem Jahr 2007, hieß es. Nicht enthalten sei der dreistellige Sicherheitscode auf der Rückseite der Kreditkarten. Die Buchungsdaten enthielten unter anderem die Kontonummern, die Namen der Kunden sowie deren Adressen. Soweit bei der Anmeldung eingetragen auch E-Mail-Adressen, Geburtsdatum, Login-Informationen und Telefonnummern.

Auf dem SOE-Netzwerk können Nutzer von Spielkonsolen ebenso wie Nutzer normaler Computer über das Internet mit anderen Spielern zusammen spielen. Zu den bekanntesten Angeboten zählen Spiele wie "Star Wars Galaxy" und "Everquest". Zudem bietet SOE auch Spiele im sozialen Netzwerk Facebook an.

Sony erklärte, der Einbruch auf SOE sei erst am Montag japanischer Zeit entdeckt worden, im Zuge der Ermittlungen zur Hacker-Attacke auf das PlayStation Network für Konsolenspieler sowie den Musik- und Videoservice Qriocity, der Betrieb von SOE sei daraufhin am Montagmorgen eingestellt worden. Bei Sony Online Entertainment (SOE) seien die Unbekannten bereits am 16. und 17. April eingedrungen, also noch vor der Attacke auf das PlayStation-Netz und Qriocity vom 17. bis 19. April.

Sony hatte sich erst am Wochenende bei den Kunden von PlayStation Network und Qriocity entschuldigt. Bei der zunächst bekanntgewordenen Attacke auf diese beiden Dienste ging es weltweit um 77 Millionen Nutzerkonten registriert, davon 32 Millionen in Europa. Ob bei PlayStaion Network und Qriocity auch Kreditkarten-Informationen gestohlen wurden, bleibt immer noch offen. Über das PlayStation-Netzwerk können Nutzer miteinander spielen, chatten und Filme ansehen. Unter dem Namen Qriocity vertreibt der Konzern Musik und Videos.

Kritik von Aigner

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner dringt nach der zweiten Datenpanne des Elektronik-Konzerns Sony auf zügige Hilfe für die Millionen Kunden des japanischen Unternehmens. Die Informationspolitik des Konzerns sei völlig inakzeptabel, erklärte die CSU-Politikerin am Dienstag angesichts der Millionen geklauter Kundendaten, unter denen auch Informationen über Konten und Kreditkarten sind. "Weder gibt es eine Hotline, an die Kunden sich wenden können, noch erfährt der Nutzer auf den Webseiten des Konzerns schnell und verständlich, wie er sich als Betroffener jetzt verhalten sollte."

Sony müsse schnell und konkret für Aufklärung sorgen, sagte Aigner. "Eine einmalige E-Mail an die Kunden und ein Hinweis auf der Webseite des Unternehmens sind nicht ausreichend." Befremdlich sei, dass der Konzern die Kunden und die Öffentlichkeit offenbar nur scheibchenweise über das wahre Ausmaß des Datenskandals informiere.

Ungeduld und Wut unter Nutzern

Mit Ungeduld und Wut hat die Spieler-Community auf die Ausweitung der Datenpanne bei Sony reagiert. Im Mittelpunkt der Kritik steht nicht nur ddas Unternehmen, sondern auch der unbekannte Angreifer, der die verschiedenen Dienste lahmlegt.

"Einbuchten und den Kauf weiterer Konsolen/PCs etc gerichtlich verbieten. Internet auch", fordert ein Nutzer im Forum der Website ps3inside.de. Die Angreifer seien eine Gefahr für die Industrie - und wenn es so weitergehe, könne man sich gänzlich von Online-Diensten wie dem PlayStation Network verabschieden. Es folgen ein paar wüste Beschimpfungen.

Friedlicher ist ein Diskutant auf der Website play3.de: "Bin ich froh, wenn dieser Hacker-Krieg endlich mal vorbei ist, wann immer das sein wird." Dann könne man endlich bald wieder sein Hobby ausüben.

Doch auch Sony steht weiter in der Kritik. "So ganz langsam sollten sich die Damen und Herren bei Sony mal Gedanken machen, wie sie die ganze Geschichte weiter den Nutzern verkaufen wollen!", meint ein Spieler im Forum von ps3-talk.de. "Irgendwann laufen dem Konzern alle Kunden weg, und die lockt man dann nicht mehr mit ein paar kostenlosen Zugaben von der Konkurrenz weg."

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