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Mainz (taz) – „Das gesamte Marktsystem funktioniert gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“ ZDF-Intendant Dieter Stolte sieht das duale Rundfunksystem mit den Privatsendern „aus dem Takt gekommen“, spricht von einem „nicht mehr rückholbaren Wendepunkt“, an dem man jetzt angelangt sei.

In Zahlen heißt das für den Mainzer Sender 1993 Verluste bei den Werbeeinnahmen von 160 Millionen Mark. Optimistisch gerechnet, weil auf der Basis einer 80prozentigen Auslastung der Werbezeit. Bisher sind erst 45 Prozent verbucht. Verluste und drastisch gestiegene Kosten für Programmeinkauf und Sportrechte werden die ZDF-Rücklagen von 320 Millionen Mark bis Ende 1994 aufgezehrt haben. Mit einer Gebührenerhöhung ist aber frühestens für 1996 zu rechnen. Und die geplante Satellitenabstrahlung des ZDF-Programms wird teuer: 60 bis 80 Millionen Mark jährlich. Folge: Das ZDF muß Schulden machen.

Ein Billigwerbeblock im Nachmittagsprogramm, eine Reklameunterbrechung des montäglichen Fernsehspiels und eine Ausweitung des Sponsorings werden dem ZDF nur wenig weiterhelfen. Einsparungen sind unumgänglich. So will Dieter Stolte bis 1996 insgesamt 53 frei werdende Stellen nicht wieder besetzen. Durch Aufträge an Fremdfirmen soll ein großer Teil der über 70 ZDF- Wartungstechniker eingespart werden. Allein 117 Millionen Mark will der Anstaltschef durch die einprozentige Kürzung des Programmetats bis 1996 hereinholen. Die Verwaltung soll ebenfalls mit ein bis drei Prozent weniger auskommen. Im März wird der Intendant die Auflösung der ZDF- Studios in Athen und New York beantragen.

Bei anderen kleinen Auslandsstudios setzt Stolte auf die Zusammenarbeit mit der ARD. Dort kann sich der Chefmainzer bei journalistischer Eigenständigkeit eine weitgehende technische Kooperation vorstellen. Nach dem Regierungsumzug an die Spree ist für Stolte sogar die Einrichtung eines gemeinsamen Studios von ARD und ZDF denkbar. Eine gemeinsame Sportrechtegesellschaft soll den privaten Rechtekäufern ISPR und Ufa Konkurrenz machen. Mit Hilfe der Unternehmensberater von McKinsey wird außerdem die Einrichtung einer gemeinsamen Gesellschaft für Übertragungstechnik geprüft. Christoph Heinzle

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