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■ MediaBazaarEU-Quotenvergleich

Cannes (taz) – Vor der Mattscheibe sind alle Europäer gleich. Kaum wird ein Fußballspiel live übertragen, jagen die Einschaltquoten in die Höhe. Allerdings nur dann, wenn die Landsleute nach dem Ball treten. Die Fußballverrücktheit der Fernsehgucker ist eines der Ergebnisse, die das 1993 gegründete Institut „Eurodata TV“ jetzt auf der größten europäischen Fernsehprogramm- Messe (MIP-TV) im französischen Cannes präsentiert hat. Erstmals liegen Vergleichsdaten für die Fernsehgewohnheiten in 14 europäischen Ländern vor.

Ausgerechnet im sonnigen Süden, in Spanien, Italien und Portugal, sitzen die eifrigsten Mattscheibengucker: Mindestens 200 Minuten am Tag wird dort in die Röhre geglotzt. Schweden und Norweger kommen dagegen mit rund zwei TV-Stunden pro Tag aus. Deutschland und Frankreich liegen mit etwa 180 Minuten im Mittelfeld. Der Fernsehkonsum hat übrigens nichts mit der Programmvielfalt zu tun. Die Portugiesen, mit 258 Minuten am Tag absoluter Spitzenreiter, haben gerade mal vier Kanäle zur Auswahl.

Die „Eurodata“-Zahlen für 1993 zeigen, daß das Privatfernsehen weiter auf dem Vormarsch ist. Erstmals hat RTL in Deutschland mit 18,9 Prozent ZDF und ARD knapp übertrumpft. In Frankreich liegt das private TF 1 mit 41 Prozent deutlich in Führung. In Griechenland bedienen die Kommerzsender gleich zwei Drittel der TV- Gucker. Bisher chancenlos sind die Privaten allerdings in Norwegen und Irland. Mit bis zu 50 Prozent Marktanteil bleiben die Öffentlich-Rechtlichen dort führend.

Nur in drei Ländern ist der Fußball nicht unter den Top-Ten der meistgesehenen Sendungen: in Schweden, Portugal und England. In Deutschland hat 1993 allerdings „Pretty Woman“ (ARD) dem Fußball den Rang abgelaufen, und selbst „Wetten, daß...?“ (ZDF) liegt noch vor dem Freundschaftsspiel gegen Brasilien.

Wahre Politikbegeisterung scheinen nur die Spanier aufbringen zu können: Die TV-Debatten zwischen Ministerpräsident Gonzáles und seinem Herausforderer Aznar liegen dort auf Platz zwei der Hitparade, gleich hinter dem unvermeidlichen Fußball.Peter Bausch

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