■ MediaBazaar: US-Filme in Europas TV: Anteil 70 Prozent
Straßburg (AFP) – Fast 70 Prozent der Spielfilme und Serien, die im vergangenen Jahr von den 88 Fernsehanstalten in der Europäischen Union (EU) ausgestrahlt wurden, stammen aus den USA. Dies geht aus einer Statistik hervor, die gestern von der Medien- Informationsstelle des Europarats in Straßburg veröffentlicht wurde. Danach wurden lediglich 23 Prozent der in den EU-Ländern gezeigten Fernsehspielfilme in Europa produziert. 77 wurden aus nichteuropäischen Ländern importiert, wobei der bei weitem größte Anteil (68,8 Prozent) auf US-Produktionen entfiel. Auch bei den in den Kinos gezeigten Filmen dominieren Produktionen aus den USA. Den Angaben zufolge wuchs ihr Marktanteil in Europa von 56 Prozent im Jahr 1985 auf 76 Prozent im vergangenen Jahr.
Die Beobachtungsstelle, der 33 der 39 Mitgliedsstaaten des Europarats angehören, stellte zudem ein „rapides Anwachsen“ des Kabel- und Satelliten-Fernsehmarktes in Europa fest. So seien seit 1994 in den angeschlossenen Ländern 98 neue Fernsehsender gegründet worden.
Gleichzeitig sei der Besuch von Kinosälen in den meisten Ländern weiter zurückgegangen. Besonders ausgeprägt war der Abwärtstrend in der Tschechischen Republik sowie in Litauen und Estland, wo die Kinos 1994 32 bis 41 Prozent weniger Eintrittskarten verkauften als in früheren Jahren. In den 15 Ländern der EU registrierten die Kinos im ersten Halbjahr 1995 einen Rückgang der Besucher um fast 6 Prozent. Dagegen konnten die Kinos in Polen und Slowenien einen Zuwachs um mehr als 20 Prozent verzeichnen.
Erst in der vergangenen Woche hatte das Europaparlament eine Verschärfung der Quotenregelung für die Ausstrahlung nichteuropäischer Fernsehproduktionen verlangt. Nach dem Willen der EU- Volksvertretung soll den Sendern in den Unionsländern verbindlich vorgeschrieben werden, mehr als 50 Prozent ihrer Programme mit europäischen Produktionen abzudecken. Washington hatte sich scharf gegen die Quotenregelung gewandt, ebenso die privaten Fernsehveranstalter und die christdemokratischen Parteien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
