Berliner Kino : Marlene Dietrich mal stumm
1928 kannte den Schlager fast jeder: „Ich küsse Ihre Hand, Madame“, gesungen von Richard Tauber, war so etwas wie ein Gassenhauser. Und weil die deutsche Filmindustrie offenbar damals auch schon etwas von klugem Marketing verstand, drehte man zum Lied gleich einen ganzen Film, der eigentlich stumm ist und nur eine einzige kurze Tonsequenz enthält – eben die Schlagerfassung von „Ich küsse Ihre Hand, Madame“. Erzählt wird die Geschichte einer Liebe mit – wie soll es anders sein? – Hindernissen. Und die umfassen gleich mal die ganze Bandbreite des sozialen Unterschieds zwischen Reich und Arm. Die schöne, aber leider etwas arrogante Laurence (gespielt von der jungen Marlene Dietrich, noch vor ihrem Erfolg in „Der Blaue Engel“, der erst ein Jahr später folgte) verliebt sich in den vermeintlichen Grafen Jacques. Doch als sie erfährt, dass der sich in Wahrheit als Kellner durch das Leben schlägt, verlässt sie ihn. Natürlich ist sie schrecklich unglücklich darüber, stolpert in eine andere Affäre, und natürlich entpuppt sich am Ende Jacques doch noch als Adliger, der nur kurzzeitig etwas verarmt war. Also setzt Laurence, massen-identifikatorisch wirksam geläutert, dass Geld eben doch nicht alles ist, alles dran, um ihren Jacques zurückzugewinnen.