Manuel I., Schwuler Heidekönig : Charmante Majestät
■ ist Schwuler Heidekönig, hat ein schwieriges Outing hinter sich und ist Bürokaufmann in Lüneburg Foto: hin und wech
Dass man im Sandkasten zwischen Celle und Harburg jährlich eine Heidekönigin wählt, weiß jeder Niedersachse. Ihr schwules Pendant dürften die wenigsten kennen. Dabei ist Manuel I. schon der zehnte Regent, den die Lüneburger Aidshilfeinitiative „hin und wech“ krönen lässt.
Dort nennt man den 21-jährigen Manuel Schneider „Everybody’s Darling“. Wer mit seiner Majestät spricht, kann dem nur beipflichten. Manuel I. hat Charme, sieht gut aus und ist frei von Allüren. Zu seiner Inthronisierung sei er nicht durch Engagement in der schwulen Community, sondern durch Zufall gekommen. Dass es so eine Wahl gibt, habe er aus den Lüneburger Nachrichten erfahren. In Lüneburg arbeitet Manuel I. als Bürokaufmann.
Prompt gewann er die Ausscheidung und brummt seither mit Assistent Niklas im offenen Cabrio durch Christopher Street Day-Paraden oder bereichert Gay-Movie-Tage. „Das ist in erster Linie Spaß“, sagt Manuel I. Aber der lässt sich mit dem Nützlichen verbinden. Zum Beispiel mit der Aidsprävention bei Jugendlichen. Er selber sei mit dem Thema eher sorglos umgegangen. Bis ein Freund an der Immunschwäche gestorben ist. „Ich bin ebenfalls noch jung, mir nehmen sie die Warnungen ab.“
Ebenso wichtig ist ihm, „auf unkonventionelle Weise darauf hinzuweisen, dass die homosexuelle Szene in Nordost-Niedersachsen existiert und weiter wächst“. Schwulsein mag in Großstädten heute normal sein, in Niedersachsens Weiten ist es das keineswegs. „Da wird immer noch getuschelt und mit dem Finger gezeigt“, sagt Manuel I.
In dieser bigotten Atmosphäre war das Outing „eine schwere Geburt“. Vor allem gegenüber seiner Mutter. „Sie ist Zeugin Jehovas und hat mich alleine aufgezogen. Ich habe ihr jahrelang nichts erzählt.“ Genau genommen kam seine sexuellen Disponiertheit erst ans Licht, als in der Zeitung Sohnemanns Bild und darunter die Zeile „Der neue Schwule Heidekönig“ erschien.
Inzwischen ist aber alles geklärt und Manuel I. kann sich unbeschwert seinen Aufgaben widmen. Zum Beispiel heute in Hannover, wenn er im Leineschloss eine Spende für „hin und wech“ entgegennimmt.
MICHAEL QUASTHOFF