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■ Mann des Tages: Der Verteidiger, der kein Held sein willLilian Thuram (tut ungewohnte Dinge)

Am liebsten wäre Lilian Thuram nach seinem grandiosen Auftritt im WM-Halbfinale, das er für Frankreich gegen Kroatien praktisch im Alleingang entschied, vor lauter Bescheidenheit in ein Mauseloch gekrochen. „Das war 200 Prozent Glück“, rechnete der in Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe geborene Abwehrspieler dem erstaunten Auditorium vor, nachdem er im 38. Länderspiel seine ersten Tore erzielt hatte. Dann fügte er hinzu: „Das ist fabelhaft. Ich treffe sonst nicht mal im Training.“

Mit Glück hatten seine beiden Tore indes nicht das Geringste zu tun. Beim ersten luchste er dem übermütigen Boban von hinten den Ball ab und verwandelte nach Doppelpaß mit Djorkaeff genauso kaltblütig wie kurz zuvor der erfahrene Torproduzent Suker auf der anderen Seite. Bei seinem zweiten Coup beraubte er Jarni des Balles und jagte ihn mit ronaldesker Präzision ins linke Eck. „Mehr kann ich im Moment vom Leben nicht verlangen“, freute sich Thuram, der beim AC Parma Vorstopper spielt, im Nationalteam jedoch rechter Verteidiger, seit er bei der EM 1996 Angloma von dieser Position verdrängte. Ein Held sei er aber noch lange nicht. „Helden“, sagt er, „gibt es erst im Finale.“

Schon gegen Italien trumpfte der 26jährige groß auf, aber auch nach dieser im Elfmeterschießen gewonnenen Partie pries er mitnichten sich selbst, sondern das französische Mittelfeld, das „den Ball gut vor das Tor des Gegners plaziert, weiß, wie man Bälle erobert, und sich in Momenten der Gefahr schnell formiert“. Auf die Idee, die harmlosen Stürmer zu loben, kam jedoch selbst der großzügige Thuram, der Martin Luther King verehrt und am liebsten den libanesischen Schriftsteller Khalil Gibran liest, nicht. Statt dessen schritt er zur Tat und schoß die nötigen Tore einfach selbst. Matti

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