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Manche bündnisgrüne Seele zerrissen –betr.: „Bündnisgrüne wollen nicht FDP-light werden“, taz vom 5./6. 6. 99

Keine Frage, der Bielefelder Parteitag hat manche bündnisgrüne Seele zerrissen. Wenn fromme Wünsche von Realitäten so überrollt werden, da ist Frust verständlich.

Daß Christian Ströbele in seinem Frust die Modernisierung unseres Staatswesens in einem Atemzug mit dem Negativbegriff FDP-light belegt, ist unverständlich. In 50 Jahren BRD, insbesondere in 16 Jahren Kohl-Regierung, wurde über die Verhältnisse gelebt. Ökonomisch und ökologisch haben wir die Möglichkeiten nachfolgender Generationen teilweise schon vervespert. Gerade jetzt haben doch die Bündnisgrünen die Chance, ihre Gedanken zur Nachhaltigkeit (ein urgrünes Prinzip) in realistische, aber sozialgerechte und demnach moderne Reformpolitik umzusetzen. Ein Richtungsstreit innerhalb einer Partei ist da nicht dienlich, ja er ist unverantwortlich und wird von der Bevölkerung auch nicht verstanden. Bei dem, was die Politik jetzt dringend anzupacken hat, muß auch liebgewordenen Standards zu Leibe gerückt werden, sonst läßt sich der Sozialstaat insgesamt nicht halten. Bürokratische Entflechtung und mehr Eigenverantwortung sind gefragt. Nun, tiefgreifende Reformen haben eben nicht nur Gewinner. Denen, die nur in den Kathegorien von gestern und heute denken, wird es schwerfallen, vom 68er Mythos des „Immer-Dagegenseins“ abzurücken. Zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens ist das aber unabdingbar. Das sollten auch die sogenannten „Linken“ bei den Bündnisgrünen langsam begreifen. Eugen Schlachter, Maselheim

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