: Männerwelt lacht sich krumm
betr.: „Western-Heldin ohne Bauchhaare“, taz vom 19. 5. 08
Warum frau, man, kind Forderungen und Probleme Feminismus nennen soll (und meinetwegen „Neuen Feminismus“), obwohl sie doch völlig alltagsbekannt seien? Erste Gegenfrage: Warum nicht? Marxismus heißt doch auch immer noch Marxismus, obwohl er über hundert Jahre alt ist. Zweistens: Und warum doch? – Es ist immer eine bewährte Strategie der Gegenseite gewesen, alles bereits Erreichte für „normal“ zu erklären und alles weitere für zu radikal und überflüssig. („Unsere Frauen sind schon genügend emanzipiert.“ „Farbige brauchen eben eine feste Hand über sich. Mit der Freiheit können sie gar nichts anfangen“, etc.)
Damit diese Strategie aufgeht, ist es wichtig, die entsprechenden politischen Begriffe zu diskreditieren: Warum würden sich die Freundinnen der Autorin denn nicht als Feministinnen bezeichnen? Weil es uncool ist. Und dass es das ist und auch bleibt, dafür sorgt die Gegenseite – siehe die Anzeige der Zeitschrift Neon in derselben taz auf Seite 9: „Feminismus light: Junge Frauen kämpfen wieder für Gleichberechtigung – die Männerwelt lacht sich krumm.“ Selbst „light“ ist Feminismus offenbar immer noch so bedrohlich, dass man (und vermutlich auch massenhaft frau) ihn schleunigst lächerlich machen muss. Sonst könnten die ganzen Freundinnen ihre Alltagserfahrungen ja womöglich für so bedeutsam halten, dass sie sich solidarisieren (auch so ein Pfui-Wort) und wieder mal gesellschaftliche Veränderungen anstreben. Zum Beispiel so etwas wie gleiche Bezahlung für beide Geschlechter. ANJETTA CHRISTNER, Berlin