Männer & andere zwischenstufen (vii): Ronaldo, klasse rund

Der Sexappeal der WM. Heute: Ronaldo Luís Nazário de Lima, geb. 1976 in Bento Ribeiro/Rio de Janeiro, spielt für Brasilien

So sieht eigentlich einer aus, den Ralf König zeichnen würde – um der Figur des freundlichen, von feministischen Allüren unangekränkelten Mannes ein Aussehen zu geben. Aber wir wollen seine Heiligkeit nicht beleidigen, denn eine solche ist er, fußballerisch gesehen. Seit dem jüngsten Brasilienspiel der erfolgreichste WM-Torschütze aller Zeiten – und überhaupt: ein Gott der Spielkunst zwischen den Toren, ein Zärtling am Ball, ihn kosend, dann aber versetzend, wegwerfend quasi – in den Kasten der anderen. Und wie!

Das Geheimnis, weshalb Ronaldo so ruhmreich werden konnte, ausgestattet mit kosmisch hoch dotierten Werbeverträgen, liegt allerdings in noch anderem. Der Mann hat keine Haare – ein sicherer Hinweis auf pulsierendes Testosteron; eine Zahnlücke – und Männer, die sie strahlend zeigen, küssen gut, das weiß jedeR; außerdem Hände, fleischig, die Beine muskulös, gegen jene Gerd Müller eher teigig sich angefühlt haben mögen.

Und dann dieser Blick … Affären werden ihm nachgesagt, von denen zwei in Trauungen mündeten: Ronaldo ist der Beleg, dass eine schlanke Statur kein Gratisbillett ist, einer Begehrten an die Wäsche gehen zu dürfen – umgekehrt: dass eine Korpulenz, eine Wuchtigkeit vom großen Zeh bis zu den Ohren, nicht gegen Antrittsschnelligkeit spricht – in welcher Disziplin auch immer, und nenne man sie Fußball. Ronaldo ist, kein Zweifel, Brasiliens Lieblingsobjekt von Frauen, da kommt Ronaldinho nicht mit, die anderen ohnehin nicht.

Irgendwas verströmt der bald 30-Jährige, dass mit ihm privat, intim sich einzulassen, einem unbereubaren Abenteuer gleichkommt – wenn frau aufs Klammern verzichtet. Denn das mag Ronaldo, die Granate, gar nicht; seine zweite Frau schmiss die ehelichen Brocken, weil sie ihre Eifersucht nicht zügeln konnte. Die soll sich in ihn verliebt haben bei einem Torjubel, als er die Arme hochriss: Und der Leib des Stürmers in Ekstase ausbrach, der Übergang zwischen Armen und Schulter ein geschmeidig gewelltes Plateau aus Sehnen & Fleisch sichtbar wurde – so einer hält die gemeinsame Decke fest, so einer geht übergangslos vom Zärtlichen zum Entschlossenen. Ronaldo, alles in allem, ist ein Scheinübergewichtiger – ein Bulle mit der Eleganz einer Elfe, die einfach sehr gerne isst. JAF