MORGEN : Der gefährliche Traum vom Fliegen in der sportbegeisterten DDR
Eigentlich ist es ja langsam genug mit den Feierlichkeiten zu 50 Jahren Mauerbau. Doch der Berliner Chirurg und Sportmediziner Claus Gerhard hat pünktlich zum Jubiläum des antifaschistischen Schutzwalls ein etwas anderes Gedenkbuch beigesteuert, das nicht nur Sportsfreunde interessieren dürfte: „Der begrenzte Himmel. Drachen- und Gleitschirmfliegen in der DDR“ schildert die denkbar schwierigen Umstände, unter denen höhenrauschsüchtige Ostdeutsche ihrem Hobby nachgingen. Dabei riskierten sie nicht nur der Ungefallgefahr wegen oft Leib und Leben: Die Regierung fürchtete, das Sportgerät solle zu Fluchtversuchen zweckentfremdet werden, und verhängte ein Verbot, das Drachenfliegen und Paragliden unter Strafe stellte – es sollte auf der ganzen Welt das einzige seiner Art bleiben. Fortan mussten alle Unbeugsamen ihr Sportgerät heimlich selbst basteln und notgedrungen ohne fachkundige Anleitung erproben. Selbstverständlich wurden Aktivitäten dieser Art von der Stasi mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Gerhard, der bei seiner Recherche rund hundert Betroffene befragt und Stasi-Akten eingesehen hat, stellt sein Buch morgen im Deutschen Technikmuseum vor und spricht mit Volkmar Kienöl, der 1986 mit einem Drachen aus Ostberlin zu fliehen versuchte. Dazu gibt es Kurzfilme über das Drachen- und Gleitschirmfliegen sowie zu Fluchtversuchen aus der DDR. TCB
■ „Der begrenzte Himmel“: Deutsches Technikmuseum Berlin, Trebbiner Straße 9. Donnerstag, 18 Uhr