MORGEN : Auch No Future hat inzwischen eine Tradition – und seine sympathischen Dinosaurier
Das ursprünglich jugendlich-nihilistische „No-Future“-Gebrüll der Protagonisten des Punk gewinnt, wenn diese mehr als dreißig Jahre später noch immer auf der Bühne stehen, eine ganz eigenartig ironische Wendung hin zu neuerlicher Authentizität. Schließlich darf, ganz ohne Bosheit, vermutet werden, dass selbst bei robustester körperlicher Verfassung den jeweiligen Sängern keine weiteren dreißig Jahre am Mikrofon vergönnt sein werden. Umso mehr lohnt es, den Wind rebellischen Erbes sich um die Ohren wehen zu lassen, solange das live noch geht. Nehmen wir zum Beispiel Peter Bywaters. Der ist inzwischen Großvater, packt zu Weihnachten aber noch immer seine Band Peter and the Test Tube Babies ein und gibt ein Konzert in Berlin. Morgen ist es so weit: Der von einer frischen Rhythmussektion aufgehübschte Old-School-Sound der Traditionspunker aus dem schönen Brighton wird ein weiteres Mal Kreuzberg erschüttern, Bywaters brachialer Gesang mit bisweilen nonsensualen Texten wird an den Hass der Thatcherära gemahnen, Del Strangefishs Gitarre daran, dass Punkmusik sehr wohl aus mehr als drei Akkorden besteht – o. k., bestehen kann.
Begleitet werden Pete & The Test Tube Babies unter anderem von den hiesigen Lokalmatadoren Deaf Kennedys, deren Name ein angemessenes Maß musikgeschichtlicher Bewusstheit und spaßpunkiger Attitüde zeigt.
■ Peter & The Test Tube Babies; Armstrong, Deaf Kennedys: 22. Dezember, 21 Uhr, Lido, Cuvrystr. 7. Eintritt: 20 Euro