MOMENTUM: Bücherwurm im spekulativen Bühnen-Raum: Hobart Hughes
Der Bücherwurm: seit Carl Spitzwegs Gemälde von 1850 Sinnbild für Bibliothekare und weniger professionell agierenden Bücherversessene. Unter den Fingern von Hobart Hughes gräbt sich in der Ausstellung „Hole within the Whole“ allerdings ein nicht satt zu kriegendes Etwas durch die Buchdeckel. Wir sehen ihn nicht, den Bücherwurm, doch die Löcher, sie müssen seine sein: Die Videoarbeit „BookWormHole“ ist ein einziges Gegrabe und Genage durch immer neue Seiten. Das rasende Stop-Motion-Tempo lässt vermuten, wie er durch die ausgefressenen Löcher dahinrast. Wahrscheinlich ist dieser Wurm sogar ein ausgewachsener Lindwurm, der einfältige Mastererzählungen in ihrer Löchrigkeit preisgibt – so deuten es Titel wie „Die Bilanz des 20. Jahrhunderts“ oder „Große Epochen der deutschen Geschichte“, die auf einer Werkbank neben der Videoarbeit aufgereiht sind, an. „Faszination des Unfassbaren“ ist dazwischen geschmuggelt, denn für Hughes kann eine Leerstelle auch generativ sein. „Speculative Kinematics“ nennt er seine visualisierten Überlegungen: Das große Nichts, das schwarze Loch, steht für die Loslösung von bewusstem Denken. In den Rissen von Zeit und Raum könnten sich, spekulativ betrachtet, andere Erzählstrukturen auftun. Entsprechend umgeben zusammengekleisterte Zeitungen, die vor Informationen nur so überlaufen, eine zweite, geometrische, Variante Löcher: Trichter und Bühne zugleich. NYM
Bis 8. 10. Mi.–So. 13–19 Uhr, im Bethanien, Mariannenplatz 2
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