MIT WIRTSCHAFTSPARTNERN AUF DU UND DU: Neue Allianz in Fernost
■ Südkoreas Geschäftswelt hofft auf das Reich der Mitte
Seoul (dpa/taz) — Seit die Volksrepublik China und Südkorea vor wenigen Wochen ihre Beziehungen normalisiert haben, geben sich Unternehmer aus beiden Ländern die Klinke in die Hand. Eine regelrechte China-Euphorie ist in Seoul ausgebrochen, denn Südkoreas expandierende Wirtschaft glaubt, die verbesserten Kontakte mit China könnten im eigenen Land einen neuen Boom auslösen. „Die beiden Länder ergänzen sich hervorragend“, heißt es etwa in der Vorstandsetage der Samsung-Gruppe, dem größten Mischkonzern Südkoreas.
Fachleute rechnen in den kommenden fünf Jahren mit einer rasanten Ausweitung des bilateralen Handels um mindestens 25 Prozent. Niedrige Arbeitskosten, Rohstoffe im Überfluß und kulturelle Ähnlichkeiten könnten Südkorea und China zu idealen Partnern im Fernen Osten machen. Nur 400 Kilometer westlich von Südkoreas Küste, auf der anderen Seite des Gelben Meers, liegt die chinesische Provinz Shandong. In über 500 Gemeinschaftunternehmen lassen südkoreanische Klein- und Mittelbetriebe bereits heute im Reich der Mitte produzieren — vor allem Schuhe und Textilien.
China ist nach den USA und Japan drittwichtigster Handelspartner Südkoreas. 1991 kletterte der Warenaustausch um 52 Prozent auf 5,8 Milliarden US-Dollar, dieses Jahr rechnet das Seouler Handelsministerium mit zehn Milliarden Dollar. Wegen den in Südkorea allmählich steigenden Löhnen verlagern viele Unternehmen der arbeitsintensiven Leichtindustrie, aber auch aus anderen Sparten ihre Produktion mehr und mehr in die benachbarten Billiglohnländer. Von 1988 bis heute genehmigte die Seouler Regierung China-Investitionen im Wert von 252 Millionen Dollar.
Ein nicht unerheblicher Teil davon fließt in die High-Tech-Produktion. Tatsächlich sind die Chinesen zur Modernisierung ihrer Wirtschaft vor allem an ausländischem Know-how interessiert. Erst im Juli dieses Jahres unterzeichnete Samsung einen Vertrag über ein Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von Videokasettenrecordern.
Weitere Vorhaben in der Chemie, im Anlagenbau und Textilbereich sollen folgen. Hyundai, größter Automobilhersteller des Landes, arbeitet an Plänen zum Bau von Nutzfahrzeugen und Minibussen, voraussichtlich in Harbin, in der Mandschurei.
Der Löwenanteil der Investitionen konzentriert sich auf Nordchina, wo ein große koreanische Minderheit lebt. In Tianjin, im Golf von Bohai, soll gar die erste exklusive Industriezone für Unternehmen aus Südkorea entstehen. Sollte sich auch das kommunistische Nordkorea einmal öffnen, dann könnte in Nordostasien vielleicht gar ein neuer Wirtschaftsblock entstehen.
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