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MIT HANDELSSCHLACHTEN AUF DU UND DUUSA und Schweiz im Käsekrieg

■ Eidgenossen werden des Preisdumpings bezichtigt

Washington/Bern (taz/ap) — Auf dem Agrarmarkt ist nichts mehr normal. Noch schwelt der Bananenkrieg zwischen der EG und den lateinamerikanischen Erzeugern vor sich hin, da steht eine neue Agrar-Farce ins Haus: Zwischen den USA und der Schweiz gibt es Stunk um den Käse. US-amerikanische Käseproduzenten bezichtigen ihre Schweizer Konkurrenten, den allseits bleibten Emmentaler zu Dumpingpreisen auf den US- Markt zu werfen. Die US-Regierung hat bereits Untersuchungen gegen die eidgenössischen Preisbrecher eingeleitet.

Die mächtige Organisation der amerikanischen Milch- und Käseproduzenten, The Farmers Union Milk Marketing Cooperative, will die ersten Billig-Emmentaler aus dem Alpenland Anfang des Jahres entdeckt haben — für Stewart Huber, Präsident der Genossenschaft, ein klassischer Fall von Dumping. Die US-Käseindustrie klagt, sie verliere im eigenen Land ständig Marktanteile, weswegen ihr jetzt eine Rohmilch-Schwemme drohe.

Die Schweizer sollen angeblich seit 1989 den Großhandelspreis ihres Käses mit den großen Löchern durch ein vom Bund finanziertes Rabattprogramm massiv drücken, so der Vorwurf der Amerikaner. Die alpine Konkurrenz habe in dieser Zeit über 900.000 Kilogramm Emmentaler zum Pfundpreis von 0,90 bis 1,19 Dollar in die USA verfrachtet; während der durchschnittliche Großhandelspreis für in den USA produzierten Emmentaler bei 1,95 bis 2,37 Dollar je Pfund gelegen habe.

Die US-Milchproduzenten erhielten sofort Flankenschutz aus der Politik. Patrick Leahy, Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses des Senats, verlangte angesichts der Schwierigkeiten der US-Molkereiindustrie, alle „unfairen Handelspraktiken“ strikt zu unterbinden. Die Eidgenossen scheint der Aufschrei der US-Molkelobby vorerst nicht aus ihrer berühmten Berner Ruhe zu bringen: Christian du Plessis, für Wirtschaft zuständiger Botschaftsangehöriger in Washington, erklärte lediglich: „Wir warten auf offizielle Informationen, falls überhaupt etwas kommt“. Hans Liechti von der Schweizerischen Käseunion gab jedoch zu, es sei ein offenes Geheimnis, daß die Schweiz ihren Käseexport subventioniere. Es stelle sich nur die Frage, so Liechtli schelmisch, ob der Käse zeitweise zu stark subventioniert wurde. es

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