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MIT FRAUENARBEIT AUF DU UND DUZurück in die Küche

■ Ex-DDR: Nachteile auch für Arbeitsplatzbesitzerinnen

Berlin (taz) — Seit dem 1. Juli 1990, dem Tag der deutschen Währungsunion, werden die Frauen in der ehemaligen DDR weitaus stärker in die Nichterwerbstätigkeit abgedrängt als Männer. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung waren bereits nach einem knappen Jahr von den einst über 100.000 Frauen nur noch einzelne in Leitungsfunktionen beschäftigt (Männer 80.000 von einst 200.000). Auch aus den hochqualifizierten Tätigkeiten verschwand bis April 1991 ein Viertel der weiblichen Beschäftigten. Die Zahlen stammen aus einer repräsentativen Wiederholungsbefragung (sozio-ökonomisches Panel), die in Ostdeutschland im Juni 1990 und im April 1991 erhoben wurde.

„Von Beschäftigungszuwächsen profitierten Männer in größerem Umfang als Frauen; Frauen traf dagegen der Beschäftigungsrückgang stärker“, resümieren Elke Holst und Jürgen Schupp im jüngsten DIW-Wochenbericht. In der „schwierigen Situation“ des Arbeitsmarkts Ost „erfahren sie eine stärkere Entwertung ihrer bisherigen Qualifikation“. Im April 1991 hatten bereits ein Viertel der Männner und ein Fünftel der Frauen einen Arbeitsplatzwechsel hinter sich. Während 50 Prozent der Männer sagten, sie hätten sich durch den Wechsel verbessert, waren dies bei den Frauen nur 37 Prozent. 26 Prozent der Frauen, aber nur 18 Prozent der Männer hatten sich verschlechtert.

Männer nahmen im Schnitt sehr viel längere Wege zum Arbeitsplatz in Kauf als Frauen. Darin zeigt sich, so Holst und Schupp, daß „Männer weniger durch familiäre Pflichten gebunden sind und daher die größere Möglichkeit zur räumlichen Mobilität haben“. So sind Frauen kaum unter den West- Pendlern zu finden. Zum Nachteil der Frauen habe sich auch der Abbau der Teilzeitarbeitsplätze um 50 Prozent im ersten Jahr der Währungsunion ausgewirkt.

Aus der DIW-Analyse geht ebenfalls klar hervor, daß die Ost- Frauen keinesfalls ihre Zukunft in der Küche sehen. Über 80 Prozent der Ostlerinnen, die zum Zeitpunkt der Befragung keinen Arbeitsplatz hatten, gaben an, auf jeden Fall wieder arbeiten zu wollen. Bei ihren westdeutschen Schwestern in der gleichen Situation war es nur jede zweite. Bei den Müttern Ost ist das vor allem ökonomisch notwendig, so die DIW-ForscherInnen. Im Durchschnitt verdienen die Frauen 42 Prozent des Haushaltseinkommens. Donata Riedel

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