MIT DER PREISFREIGABE AUF DU UND DU: Roßkur für den Handel
■ Turkmenistan, Weißrußland und Usbekistan ziehen nach
Berlin/Moskau (taz/afp) — Jelzin hat sich durchgesetzt: Die ehemaligen Sowjetrepubliken Turkmenistan, Weißrußland und Usbekistan ziehen auf die Preisfreigabe in Rußland nach. Während in Turkmenistan ab Montag ebenfalls das verzerrte sozialistische Preisgefüge der Vergangenheit angehört, haben die Regierungen Weißrußlands und Usbekistans gestern für die wichtigsten Grundnahrungsmittel erst einmal ein Couponsystem eingeführt. Mit einer generellen Erhöhung der Preise auf das Drei- bis Fünffache und der Ausgabe von Coupons für die Grundnahrungsmittel soll ein allmählicher Übergang zur völligen Freigabe der Preise erreicht werden.
Das weißrussische Modell sieht vor, daß die Preise für Brot, Milchprodukte, Kindernahrung und Fleisch sowie die Mieten zunächst unverändert bleiben. Bis zu 40 Prozent der Löhne sollen an die Beschäftigten in Form von Coupons ausgezahlt werden. In Usbekistan wird das Wertmarkensystem am 10. Januar eingeführt; bezahlt wird weiterhin mit Rubeln, es müssen aber die von Verwaltungen und Unternehmen ausgegebenen Marken vorgelegt werden. Zweck des Couponsystems, das im übrigen auch in der Ukraine gelten soll, ist der Schutz der Binnenmärkte vor Spekulanten, die wegen der Preisunterschiede in den einzelnen Republiken große Warenmengen aufkaufen könnten.
Das turkmenische Parlament hat dagegen entschieden, alle Preise dem Ermessen der Händler zu übertragen, die damit wie in Rußland um das Drei- bis Fünffache steigen dürften. Nur bei Kinderwaren soll der Preis lediglich verdoppelt werden. Als Ausgleich wird ein Mindestgehalt von 350 Rubeln pro Monat eingeführt und die Festschreibung der Löhne aufgehoben.
Mit der Preisfreigabe, argumentiert der GUS-Marktwirtschaftlerflügel, werde erst einmal das Angebot steigen. Händler und Produzenten, die seit langem auf dem Tag X warteten, hätten alles Brauchbare zurückgehalten, wird seit langem in allen Republiken gemunkelt. Die verordnete Roßkur nach polnischem Vorbild soll dem knappen Warenangebot und den langen Schlangen ein Ende bereiten. Eine steigende Nachfrage, so Jelzins Wirtschaftsberater, werde zu einer Produktionssteigerung führen, die letzten Endes wieder die Preise reguliere. es
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