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MIT DEN STROMKONZERNEN AUF DU UND DURWE im Aufschwung

■ RWE-Chef: Umweltabgaben passen nicht in Landschaft

Essen (dpa/vwd) — Der Energie- und Technologiekonzern RWE AG expandiert weiter: Im Geschäftsjahr 1991/92, das am 30. Juni endet, kann der Strom-Multi sein Vorjahrsergebnis voraussichtlich wieder erreichen. Wie Vorstandschef Friedhelm Gieske bei der Vorlage eines Zwischenberichts gestern mitteilte, ist der Anstieg des Außenumsatzes um 3,7 Prozent auf 38,4 Milliarden Mark in den ersten neun Monanten aber fast ausschließlich auf die Einbeziehung neu erworbener Firmen und Beteiligungen zurückzuführen.

Von den Konjunkturabschwächungen vor allem im Ausland bleiben auch die Essener Stromer nicht verschont. Dennoch konnten alle sechs Unternehmensbereiche deutlich zulegen: So beispielsweise im Energiebereich um 1,4 Prozent auf 14,3 Milliarden Mark, bei Bergbau und Rohstoffe um 7,1 Prozent auf 1,2 Milliarden Mark. 1990/91 hatte der Konzernüberschuß 863 Millionen Mark betragen. Die 2,26 Milliarden Mark Grundkapital teilen sich über 200.000 Aktionäre.

Die Investitionen stiegen um nahezu die Hälfte auf 4,3 Milliarden Mark, die Mitarbeiterzahl um 4,5 Prozent auf 103.741. In den neuen Bundesländern hat der RWE-Konzern, so Gieske, bisher knapp 400 Millionen Mark investiert. Beschäftigt würden dort inzwischen über 10.000 Mitarbeiter. Auch in Osteuropa werde RWE zunehmend aktiv, unter anderem über die Deminex in Rußland in der Erdölexploration und -förderung. Die Situation bei der RWE-Strombedarfsdeckung hat sich nach Darstellung des Konzernchefs entspannt, da in den letzten Monaten sowohl die Braunkohlen- als auch die Kernkraftwerke wieder mit voller Leistung eingesetzt werden konnten. Für die Versorgungssicherheit werde aber nach wie vor das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich benötigt, das seit längerem aufgrund eines Gerichtsbeschlusses außer Betrieb ist.

Als „kritisches Zeichen“ wertete Gieske, daß immer mehr deutsche Unternehmen Produktionsverlagerungen ins Ausland mit hohen Arbeitskosten, Umweltschutzanforderungen, umständlichen Genehmigungsverfahren oder geringer Mobilität der Arbeitnehmer begründeten. Bisher hätten solche Belastungen durch ständige Erhöhungen der Produktivität weitgehend ausgeglichen werden können. Dies stoße jetzt an Grenzen. Neue Sonderlasten wie etwa Kohlendioxid- und Abfallabgaben paßten „nicht in die Landschaft“.

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