MIT DEN KAFFEE—PREISEN AUF DU UND DU: Soli-Kaffee im Supermarkt
■ „Transfair“-Kaffee sollen im Herbst auf den Markt
Hamburg (epd) — Ein neues Gütesiegel für Kaffee mit dem Namen „Transfair“ soll helfen, die Kaffeebauern in der Dritten Welt vor der völligen Verarmung zu schützen. Vergeben wird die Lizenz von der Arbeitsgemeinschaft Kleinbauernkaffee e.V., einem Zusammenschluß von kirchlichen, gewerkschaftlichen und Dritte-Welt-Initiativen. In diesen Tagen laufen die Verhandlungen mit den Einzelhandelsketten und den Kaffeeröstern an. Zum Jahresende soll der „fair gehandelte“ Kaffee dann in den Regalen der Supermärkte stehen. Der Deutsche Kaffee-Verband hat die Initiative bereits begrüßt, die dem Vorbild der niederländischen Initiative Max Havelaar folgt.
Die Vergabe des Gütesiegels ist an die vertragliche Zusage gekoppelt, einen Mindestpreis von 126 Dollar pro Sack Rohkaffee zu zahlen — ein Preis, der 1989 vor dem Zusammenbruch des internationalen Kaffeeabkommens gezahlt wurde. Derzeit liegt der Kaffeepreis bei weniger als der Hälfte. Vorgegeben wird ein Produzentenregister von rund 250.000 Kleinbauern in 15 verschiedenen Ländern, bei denen der Rohkaffee bezogen werden muß. Hinzu kommt die Verpflichtung, langfristige Verträge zu schließen und 60 Prozent des Preises im voraus zu bezahlen.
Während die Unternehmensgruppe Tengelmann den Vertrieb von Transfair-Kaffee ablehnt, wollen Rewe und Edeka nach eigenen Angaben erst das konkrete Verhandlungsangebot abwarten. Die bisherige Resonanz stimmt Dieter Overrath, Geschäftsführer der AG Kleinbauernkaffee, optimistisch: „Es gibt klare Signale für eine Bereitschaft.“ Bei den Kaffeeröstern setzt er vor allem auf die mittelständischen Betriebe. Die Marktführer der Röstereien, so Overrath, befürchteten einen Imageverlust bei ihren Produkten.
Der Transfair-Kaffee wird nach Einschätzung von Overrath etwa 20 Prozent teurer sein als herkömmlicher Kaffee. Zielgruppe der Arbeitsgemeinschaft Kleinbauernkaffee sind die Käufer qualitativ hochwertiger Ware. Overrath: „Wir wollen keine Mitleidsbohne.“ Sollte die Aktion erfolgreich sein, soll mit anderen Produkten wie Tee, Kakao, Zucker und Honig nachgezogen werden.
Im Juli 1989 war das internationale Kaffeeabkommen außer Kraft gesetzt worden. Die Produzenten hatten versucht, die niedrigen Kaffee-Erlöse durch erhöhte Produktionen auszugleichen. Weil ein Kaffeekartell jedoch nicht existiert, war der Preis wegen der gleichbleibenden Nachfrage noch weiter nach unten gefallen.
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