piwik no script img

MDR-KrimiOhne Moral

Eine junge Kommissaranwärterin sieht sich mit männlichem Chauvinismus konfrontiert: Der MDR zeigt "Stahlnetz: Innere Angelegenheiten" (So, 23.10 Uhr, MDR).

Eine junge Polizistin in den Fängen eines Kollegen. Bild: MDR/NDR/W. Meier

Um 1998 entstand beim NDR in der Redaktion der später unrühmlich aus dem Amt geschiedenen Doris J. Heinze, die abseits ihrer Mogeleien auch brauchbare Dinge angestellt hat, die Idee, die Krimireihe "Stahlnetz" aufleben zu lassen.

Das Original hatte 1958 Premiere gehabt und blieb in lockerer Folge bis 1968 im Programm. Regisseur Jürgen Roland und Autor Wolfgang Menge hatten damals, dem US-Vorbild "Dragnet" folgend, authentische Kriminalfälle in eine fernsehgerechte Form gebracht.

Noch stand die Institution Kriminalpolizei durch frühere Verstrickungen in die NS-Verbrechen in schlechtem Ruf. Der frühere Polizeireporter Roland wollte deshalb für die neue, in den demokratischen Staat integrierte Kriminalpolizei um Vertrauen werben.

Ein solcher Fall, wie ihn Drehbuchautor Ortun Erkener und Regisseur Ernst Josef Lauscher in der 1999 entstandenen Folge "Innere Angelegenheiten" beschreiben, wäre von den Vätern der Reihe wohl nicht aufgegriffen worden. Denn dieser Film verzichtet auf die sedierende Suggestion, dass den Dienst gegen das Verbrechen durchweg wackere Moralisten ausüben.

Die Handlung basiert, wie der Vorspann gemäß der Tradition dieser Reihe verrät, auf Tatsachen. Die Kommissaranwärterin Sandra Bienek (Stefanie Stappenbeck) sieht sich im Praktikum mit männlichem Chauvinismus konfrontiert. In der Polizeidirektion Hannover, Inspektion West, gehören Diskriminierungen zum Alltag.

Bienek befindet sich zudem in einer besonderen Situation. Eine Freundin, ebenfalls Polizistin, soll kurz vor Bieneks Arbeitsantritt Selbstmord begangen haben. Bienek und die Schwester der Toten hegen Zweifel.

Sandra Bienek hört sich beiläufig um, versucht sich gegen die ständigen Schikanen zu behaupten, die noch zunehmen, als sie Übergriffe einiger Kollegen während einer Demonstration anzeigt. Auch privat leidet sie unter der Situation – und droht bald selbst zu verzweifeln

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!