MANNI WILL RAUCHEN : Detlefs Buch
Wehmütig blätterte Manni im Geiste in den Raucherkolumnen von Detlef Kuhlbrodt. Da wurde ganz hemmungslos geraucht und sogar öffentlich gekifft! Wenn er an der Pony-Bar in der Alten Schönhauser Straße vorbeifuhr, schaute er immer nach, ob die Fotokopie mit Helmut Schmidt noch an der Hauswand hing, Schmidt, existenzialistisch die Reyno Menthol im Mundwinkel, und darunter die Todesanzeige, nicht Schmidts, sondern die des Sargnagels selbst: Verschieden am 1. Juli 2008. Schmidt, der letzte große Raucher. War das Herumstehen in Plastiknikotinzelten oder im Hausflur schon blöde gewesen, guckt einem die Drogensecurity im Astra an der Warschauer Brücke in diesem Frühjahr auf die Finger, als wäre man wieder Fünfzehn.
Wie unwahrscheinlich dreist das sei, hatte sie gesagt, die Clubbeauftragte mit dem Null-Nikotin-T-Shirt, direkt vor ihrer Nase einen Joint zu bauen, das sei schließlich verboten und so weiter. Und da hatte sie recht, das war sogar noch verbotener, als sich eine Zigarette anzuzünden direkt vor der eigenen Nase. Als Biene zu diskutieren anfing, überlegte Manni, was mit dem Abend anzufangen wäre, für den Fall, dass es hier eskalierte. Zuletzt sagte Biene, das Astra in der Revaler Straße, das den billigen Rausch ja gewissermaßen im Namen trage.
Es war dann noch nett gewesen auf Bärbels Terrasse. Die letzten Gäste teilten sich das Kingsize-Sofa und blinzelten in den Nachthimmel. Ums Haus herum kreisten die Fledermäuse und um den Glockenturm die Krähen, verfolgt von einem Helikopter mit Blaulicht, vielleicht war es auch umgekehrt. Die sind auch verboten, dachte Manni oder sprach es laut aus, und alle dachten was oder sprachen’s laut aus und lächelten dazu. Das für den Sommer angekündigte neue Buch von Detlef Kuhlbrodt konnte Manni kaum erwarten.
SASCHA JOSUWEIT