Logologie (7) : Peter, wo bist du?
Was früher das Wappen war, ist jetzt ein Logo: Ein Symbol, das Stärken optisch auf den Punkt bringt. Statt gefährlichen Wildschweinen und federgeschmückten Helmen wird heute meist reduzierten Strichzeichnungen der Vorzug gegeben – die trotzdem Wesentliches über die Firma aussagen sollen. Grund genug für die taz, in einer Serie ausgewählte Logos aus Bremen und Umzu zu analysieren.
Was vermissen Sie, wenn Sie FRoSTA-Verpackungen in rauen Mengen im Tiefkühlfach sehen. Na? Keine Ahnung? Genau! Den Peter! Kennen Sie nicht? Den Peter von FRoSTA mit kleinem o! Der ewig strahlende Hobbykoch mit Zähnen so weiß wie ... Ob der auch kokst? Die taz weiß es besser: Wurden ihm doch in stundenlangen Retuschearbeiten die Dritten poliert, jeder Zahnzwischenraum zugepixelt und Schwarzbrotreste entfernt.
Verschwunden, einfach verschwunden. Abserviert und kaltgestellt. Der arme Peter. An seine Stelle rückte das FRoSTA-Reinheitsgebot. Ein eisiger Schachzug der Marketing-Abteilung – der das Unternehmen aus Fischtown aber tief in die roten Zahlen schickte. In den ersten neun Monaten dieses Jahres erwirtschaftete das Unternehmen 6,6 Millionen Euro Verlust. Aber berücksichtigen Sie: FRoSTA ist jetzt auch verbraucherfreundlich. Butter und Eier kommen ohne Farbstoffe aus, der Fisch ist aus „nachhaltiger“ Fischerei und der Käse darf sich tatsächlich Käse nennen. Was war denn vorher drin, um Gottes Willen?
Nun zum Logo: Hat sich ganz schön verändert in den letzten Jahren – leider nicht zum Besseren. Denn Farbverläufe in Logos machen einfach keinen Spaß. Dem Designer nicht, dem Drucker auch nicht und dem Auge des Kunden schon gar nicht. Vielleicht war’s nicht harmonisch genug? Jetzt wirkt es dreckig und gezwungen. Einen Baum gab es früher auch. Ja gut, stilisiert war er, aber es GAB ihn. Davon ist nichts mehr übrig. Jetzt gibt es nur noch einen minimalistischen See in Wellenform und eine grüne, geschwungene Hügellandschaft mit glühender Sonne ohne Strahlen. Was ist eine Sonne ohne Strahlen? Na? Ein FRoSTA-Produkt ohne Reinheitsgebot! Dirk Strobel