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„Liebe taz...“Katholische Privatschulen zum Wohle aller –betr.: Leserbrief zu „So ein Quatsch“, taz-Bremen vom 31.3.1998

Natürlich weiß auch ich – spätestens seit Adenauer – daß es niemandem verwehrt sein kann, klüger zu werden .... Die Betonung liegt aber auf klüger. Das Nachbeten von abgestandenen Sozi-Formeln vom Kaliber, „Privatschulen“seien „eine Gefahr für die Chancengleichheit der Schüler“, wie Niels Stegemann sie erneut wiederkäut, gehören für mich nicht dazu.

Es mag zwar nicht sozialdemokratisch sein, ist aber durchaus demokratisch, wenn der Staat dem freien Spiel der Kräfte sowohl auf dem Sektor des Sozialen als auch dem der Bildung eine Chance läßt. Am Beispiel der DDR wie des Bremer Vulkan haben wir doch gerade erlebt, wohin wir kommen, wenn der Staat glaubt, alles machen zu müssen. Und der Bürger ist mündig genug, für sich das Richtige auszuwählen, er bedarf dabei keiner wie auch immer gearteten gouvernantenhaften sozialdemokratischen Bevormundung.

Muß man eigentlich alle Hoffnungen fahren lassen, ob es jemals in sozialdemokratische Köpfe geht, daß Subsidiarität nicht vom Teufel, sondern eher höchst demokratisch ist, und daß (katholische) Privatschulen ein Stück Wettbewerb um die bessere Schule zum Wohle aller sind, weit entfernt davon, Schulen für „die Besseren“-meint Besserverdienenden – zu sein? Zumal unsere Schulen kein Schulgeld kosten. Also keinerlei Gefahr für die Chancengleichheit der Schüler. Die geht eher von Intelligenzbremsen ideologischer Art im herrschenden Schulsystem aus. Denn es verdienen nicht nur die Kinder Minderbemittelter eine Chance, sondern auch die intelligenter Schüler. Wie man mit derlei Sprüchen wie dem abgestandenen Stegemanschen die Schrödersche Innovationskurve kriegt, fragt sich mit kopfschüttelnden Grüßen:

Wilhelm Tacke, Pressesprecher der Bremer Katholiken und Ex-Schulleiter einer katholischen Privatschule

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