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„Liebe taz...“ Weniger Vielfalt, weniger Hilfe

Betr.: „Der Beirat Mitte sagt „No!“ zu J.E.S.“, taz bremen vom 4.4.2001

Vor zwei Tagen war zu lesen, dass die zweite Arztstelle in der medizinischen Ambulanz für Drogenkranke (Drobs im Tivoli-Hochhaus) „leider“ seit 10 Monaten unbesetzt sei. Der Beirat Mitte wehrt sich gegen den Zuzug einer weiteren Drogeneinrichtung ins Ostertor, will Anwohner und Geschäftsleute vor dem Anblick Drogenkranker bewahren und die CDU argumentiert damit, die Klientel vor der Szene schützen zu wollen. Das Ergebnis? J.E.S wird schlimmstenfalls dichtmachen bzw. sich mit einem anderen Träger zusammentun müssen, sofern sich nicht zügig eine vernünftige Lösung anbahnt –also: weniger Vielfalt, weniger Angebote, weniger Hilfe! Dass auf diese Art und Weise das so genannte Drogenproblem nicht in den Griff zu bekommen ist, scheint sich immer noch nicht herumgesprochen zu haben; traurig eigentlich!

Drogenhilfe-Einrichtungen –und dazu gehören meines Erachtens in Bremen endlich auch zentrale Druck- bzw. Gesundheitsräume – ,die ihre Arbeit einstellen müssen oder wegen niedrigerer Mieten an möglichst dünnbesiedelte Stadtrandgebiete verbannt werden, sind von vornherein in ihrer Effektivität in Frage gestellt. Sie helfen denjenigen nicht, die mittels Substitution einen Schritt in Richtung (gesellschaftlich gewollter) Abstinenz gegangen sind, und auch nicht denjenigen, denen eine Drogen“karriere“ noch erspart werden könnte. Etwas besseres als den Tod finden wir überall? Silke Lieder

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