: „Liebe taz...“ Makel bleiben freilich bestehen –betr.: „Unsauberes Dr. Verfahren“, taz-Bremen vom 29.1.1999
Es ist unglaublich, was an der Universität alles geschieht, von dem man nur zufällig erfährt. Gleichwohl finde ich gut, daß die Verantwortlichen in letzter Minute die Notbremse gezogen und eine formal saubere Lösung des Promotionsverfahrens von Frau von Aufschnaiter gefunden haben.
Makel bleiben freilich bestehen: Zum einen ist die Kandidatin inhaltlich von ihrem Vater betreut worden. Er wollte seiner Tochter „die beste Betreuung“ sichern, sagt Professor von Aufschnaiter. Was heißt das?
Zum anderen haben Bremer Kollegen aus der Physik-Didaktik offenbar schweigend das Verfahren mit Vater und Tochter solange akzeptiert, bis Einsprüche von außen kamen. Ich plädiere dringend für eine Fortbildung des Instituts für Physik-Didaktik in (wissenschaftlicher) Ethik.
Das gleiche gilt für den Promotionsausschuß „Dr.rer.nat.“, der offenbar auch nichts dabei findet, daß ein Vater seine Tochter prüft.
Im übrigen ist der „Fall“ ja noch nicht beendet: Herr von Aufschnaiter spricht gegenüber der taz von fünf Promotionsstipendien in seinem Fachbereich, d.h. es ist davon auszugehen, daß außer seiner Tochter noch andere Frauen und Männer im Gebiet der Physik-Didaktik promovieren oder promoviert haben. Falls letzteres, wie waren die Noten in diesen Fällen? Und: War Herr von Aufschnaiter als Prüfer am Verfahren beteiligt?
Ich stelle diese Fragen, weil die PromovendInnen sich ja in einer Konkurrenzsituation befinden, da ihnen zumeist – zumal wenn sie Diplom-PhysikerInnen sind – nur Universitätsstellen (z.B. C2-Stellen zur Habilitation) bleiben, bei deren Besetzung die Note der Promotion eine Rolle spielt.
Um zumindest bei den noch ausstehenden Verfahren sauber zu verfahren, darf der Prom. A. „Dr.rer.nat.“ Herrn von Aufschnaiter auf keinen Fall in die Prüfungskommission wählen.
Prof. Dr. Marlies Krüger
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen