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„Liebe taz...“ Bremen betreibt Rekonfessionalisierungin den Schulen –betr.: „Pfaffen dürfen in die Schule“, taz-Bremen vom 18. Dezember 1998

Der Religionsunterricht in Bremen ist laut Landesverfassung „bekenntnismäßig nicht gebunden“ zu unterrichten. Pfarrer sind aber – nach Ausbildung und Auftrag – bekenntnismäßig gebunden und deshalb im Religionsunterricht in Bremen falsch am Platz. Aus dem Grundverständnis und der Geschichte des Fachs in Bremen ist die Entscheidung der Bremischen Bürgerschaft ein schlichter schulpolitischer Skandal.

Just zu der Zeit, zu der in vielen Bundesländern darüber nachgedacht wird, wie der Religionsunterricht aus seinen konfessionellen Engführungen herausgeführt werden kann, betreibt die Bildungspolitik in Bremen eine Re-Konfessionalisierung. Auch Steuergelder werden durch diese Politik nicht gespart. Zur Arbeitslosenhilfe für die ausgebildeten Lehrer kommt das Honorar für die Pastoren, denn die Bremische Evangelische Kirche hat schon kundgetan, daß sie nicht gewillt ist, ihre Pastoren allein für Gotteslohn in die Schulen zu schicken.

Es bleibt zu hoffen, daß die Kirchen – und die Pastoren – sich nicht dazu mißbrauchen lassen, daß sich der Staat aus der Verantwortung für den Religionsunterricht in Bremen zu stehlen versucht.

Prof. Dr. Jürgen Lott

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