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Liberale in GrossbritannienDie Gewinner unter den Verlierern

Die Prognosen haben versagt: Die Liberalen Demokraten fielen den taktischen Wählern zum Opfer, die lieber Labour ihre Stimme gaben, um eine Tory-Regierung zu verhindern.

Trotz enttäuschter Erwartungen ein Königsmacher: Beide große Parteien wollen mit den Liberalen Demokraten von Nick Clegg koalieren. Bild: reuters

DUBLIN taz | Nick Clegg hält sich bedeckt. Der Chef der britischen Liberalen Demokraten fühlt sich als Königsmacher, obwohl er neben Premierminister Gordon Brown der Wahlverlierer ist. Nach den drei Fernsehdebatten mit Brown und Tory-Chef David Cameron hatte er noch getönt, dass die Wahl zwischen den Tories und seiner Partei entschieden werde. Er war von den Medien als Shootingstar gefeiert worden, nachdem er in den ersten beiden Duellen überzeugen konnte.

Beim dritten schwächelte er, als er die Amnestie für illegale Immigranten und die Befürwortung von Großbritanniens Beitritt zum Euro verteidigen musste. Wahlbeobachter halten das für den Wendepunkt bei Cleggs Aufstieg. Am Ende konnten die Liberalen Demokraten nicht mal 1 Prozent gegenüber der Wahl im Jahr 2005 zulegen.

Dass sich die Zahl ihrer Unterhaussitze nicht dramatisch erhöhen würde, stand von vornherein fest. Aber alle Prognosen deuteten darauf hin, dass Cleggs Partei mindestens zehn, wenn nicht gar zwanzig Sitze hinzugewinnen würde. Das ist nicht geschehen, im Gegenteil: Die Liberalen müssen sich womöglich mit einem Sitz weniger zufrieden geben. Sie fielen auch dem taktischen Wahlverhalten vieler potenzieller Liberalen-Wähler zum Opfer, die lieber Labour ihre Stimme gaben, um eine Tory-Regierung zu verhindern.

Clegg, der seit 2007 Parteichef ist, räumte ein, dass er vom Wahlergebnis enttäuscht sei. "Wir haben einfach nicht geschafft, was wir uns erhofft haben", sagte er. Doch ein Ziel hat er zumindest erreicht: Keine Partei hat eine absolute Mehrheit, sodass sowohl Labour als auch die Tories die Liberalen umgarnen. Cleggs Vorbedingung für jede Art von Koalition oder auch nur Duldung ist die Einführung der proportionalen Repräsentation, damit kleinere Parteien entsprechend ihrem Wahlergebnis im Unterhaus vertreten sind - und nach dieser Wahl gehören die Liberaldemokraten immer noch zu den kleineren Parteien.

Man dürfe jetzt nicht überstürzt handeln, sagte Clegg: "Wir müssen uns Zeit lassen, damit die Menschen die gute Regierung bekommen, die sie in diesen schwierigen Zeiten verdienen." Er wiederholte am Fretagmittag aber, dass der Partei mit den meisten Sitzen und dem größten Stimmenanteil der Versuch zugestanden werden müsse, eine Regierung zu bilden. Das sind die Tories, doch die sind politisch von den Liberalen meilenweit entfernt. Also doch Labour? Clegg hatte im Wahlkampf deutlich gemacht, dass er Brown nicht stützen werde, sollte dieser von den Wählern eine Abfuhr bekommen.

Er ließ jedoch offen, ob er sich eine Koalition mit einem anderen Labour-Chef vorstellen könnte. Doch auch eine solche Koalition hätte keine absolute Mehrheit und wäre auf Duldung der Kleinstparteien angewiesen.

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