Letzte werktägliche taz : Die Seite ist gewendet
Wir haben's geschafft: Die Seitenwende ist vollzogen, die letzte werktägliche taz gedruckt. Rückblick auf das Medienecho und die große Party danach.
Aus der taz | Es ist soweit: die taz nimmt Abschied von 46 Jahren montags bis freitags drucken.
Dieser historische Augenblick ist ein Anlass zum Feiern. Medienhäuser des ganzen Landes verfolgten das Erscheinen der letzten werktäglichen taz am Donnerstag Abend gemeinsam mit uns in der taz Kantine.
Sie ist eine Handvoll Geschichte, ein Sammlerstück, gefüllt mit prominenten Schriftsteller*innen und taz-Redakteur*innen, konzipiert vom Künstler Christian Jankowski. Mehr zu den Sonderausgaben zur Seitenwende erfahrt ihr von Katrin Gottschalk, und zwar hier.
Die Nutzung der digitalen taz ist einfach und die Bedienung und Navigation in der taz App intuitiv. Allerdings kann es für den Einen oder die Andere, die mit einem digitalen Gerät noch nie zu tun hatten, auch schwierig und ungewohnt sein, sich darin einzufinden.Darum bieten wir Hilfen zur Einrichtung und Nutzung der digitalen Endgeräte an:
Seitenwende-Sprechstunde in der taz: Immer mittwochs von 10 – 12 Uhr können Sie zur Seitenwende-Sprechstunde ins taz Redaktionsgebäude kommen. Wir bitten um Anmeldung unter seitenwende@taz.de
Seitenwende-Hotline: Wenn Sie Fragen zur Anmeldung in der taz App oder zur Nutzung der App haben, rufen Sie uns an. Wir sind unter (030) 25 902 969 für Sie zu folgenden Zeiten erreichbar:
Montag, 20.10. von 9 – 12 Uhr
Dienstag, 21. 10. von 9 – 12 Uhr
Mittwoch, 22.10. von 14 – 17 Uhr
Donnerstag, 23.10. von 14 – 17 Uhr
Wenn Sie Fragen zur Anmeldung in der taz App oder zur Nutzung der App haben, schreiben Sie eine E-Mail an app@taz.de
Was sagen andere Medienhäuser zum Schritt der taz?
Mit ihrem beispiellosen Schritt zeigte die taz letzte Woche, wo die Zukunft der Medienwelt liegen dürfte. Printmedien aus ganz Deutschland verfolgten die sogenannte „Seitenwende“ besonders aufmerksam.
Allen voran die Süddeutsche Zeitung mit einem detaillierten Bericht über die letzten Tage und Stunden vor der Umstellung im taz-Haus, von den Seite-1-Sitzungen bis zu der letzten Runde eines Berliner Handverkäufers. Den Bericht betitelte die überregionale Tageszeitung aufgeschlossen mit „Nur Klopapier ist unersetzlich“.
Die Zeit schreibt in ihrer Reportage: Die Seitenwende, „das ist wirklich ein Kipppunkt. In der Tagespresse läuft seit einem Vierteljahrhundert alles auf ihn zu, auch andere Zeitungen werden ihn erreichen, aber die taz ist die erste, die sagt, nun ist es so weit.“ Mit der Seitenwende gehöre die taz „wieder einmal zur Avantgarde“. Wir bedanken uns für den schönen Satz: „Allerdings überragen die Bekanntheit der taz und ihre Rolle im politischen Diskurs den Umsatz nahezu unendlich.“ Zum Beitrag.
Auch die FAZ kommentiert den Schritt lobend und unterstreicht die Notwendigkeit von Qualitätsjournalismus „angesichts einer von Künstlicher Intelligenz durchwirkten Informationswelt, in der man von Bots umstellt ist und sich vor Fakes nicht mehr retten kann“.
Das mediale Echo schallte selbst über die Landesgrenzen hinweg; so etwa beim österreichischen Standard und der deutschschweizer Wochenzeitung WOZ, die konstatiert: „Ab Montag sind die Auslagen der deutschen Kioske um einen Titel ärmer.“
Die WOZ sieht darin aber keinen Anlass zur Nörgelei. Vielmehr verbucht sie anerkennend: „Die taz hat nicht nur überlebt, sondern sich auch in einem immer schwieriger werdenden Markt behauptet. Kein Grossverlag, kein Investor, keine Anzeigenkund:innen, sondern solidarische Leser:innen finanzieren die unabhängige Redaktion.“
Doch nicht alle blicken mit Verständnis – und vielleicht einer Ahnung dessen, was ihnen selbst bevorstehen könnte – auf den Schritt der taz. Kritisch kommentierte die junge Welt: „Um Zweifel an der Abschaffung der Papierausgaben zu zerstreuen, wird sie als Fortschritt verkauft.“ Ein bisschen mehr Verständnis für materielle Bedingungen hätten wir uns da schon erhofft.
Deutschlandfunk Kultur bemerkt in einem Beitrag von Claudia van Laak: „Die Branche schaut gebannt.“ Beiträge und Interviews mit der Chefredaktion und der Geschäftsführung gab es außerdem bei WDR, MDR, bei radioeins (und deren Medienmagazin), radiodrei, SWR, rbb und NTV.
Ein Fernsehteam des ZDF kam anlässlich der letzten Ausgabe am 17.10. ins Redaktionsgebäude an der Friedrichstraße, worauf Mitschnitte der Seitenwende-Party auch in der Tagesschau landeten. Und in den Tagesthemen vom 16.10. des ARD.
Halt dich an deiner Zeitung fest
Anlässlich der letzten Ausgabe lud die taz zur großen Seitenwende-Party in ihr Redaktionsgebäude in Kreuzberg. Deutlich mehr als 400 Gäste schauten vorbei, darunter auch Prominenz aus der Politik.
Grünen-Kolleg:innen Andreas Autritsch, Lisa Paus und Britta Hasselmann lauschten neben Klaus Lederer und Ex-Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt gebannt der Überraschungsrede von Omid Nouripour, der für seinen Auftritt extra ins Bundestagsarchiv ging und nach Erwähnungen der taz in parlamentarischen Diskussionen suchte.
Gemeinsam mit dem Moderator des Abends, Tarik Tesfou, diskutierten die beiden auf der Bühne lebhaft über aktuelle Themen der Politik, wie etwa die Hotness Christian Lindners (mehr Schein als Sein?).
Auch ehemalige Tazzler wie der ehemalige Geschäftsführer Kalle Ruch, unter dessen Leitung die Pläne für die Seitenwende einst vorbereitet wurde, sowie die ehemaligen taz-Chefredakteure Thomas Schmid und Georg Löwisch fanden den Weg zu ihrem alten Arbeitsplatz.
Gemeinsam mit der aktuellen taz-Belegschaft hörten sie gebannt den Reden der Chefredakteurinnen Barbara Junge und Ulrike Winkelmann zu, danach der Geschäftsführung mit Aline Lüllmann und Andreas Marggraf sowie den gewählten Vorstandsmitgliedern Anja Mierel, Anne Fromm und Pascal Beucker.
Daurauf folgte ein von DJ Supernova kuratiertes Set mit Musik von Schallplatten aus den Jahren 1978 bis 1999, während das versammelte Publikum der Ankunft der letzten gedruckten Werktagstaz entgegenharrte.
Als frisch aus der Druckerei die Zeitungsbündel angeliefert wurden, eskalierte die Stimmung vollends: Alle wollten die letzte taz, und damit ein Stück Geschichte, in die Hände nehmen und sie ein letztes Mal sinnlich durchblättern.
Star der Stunde war zweifellos Olaf Forner, der legendäre Berliner Zeitungsausträger, der sich auch direkt mit ein paar Zeitungsbünden in den Fahrradtaschen auf seine Runde machte – ein letztes Mal.
Für die Unterstützung bedanken wir uns bei Sodasan Wasch- und Reinigungsmittel GmbH, Sonett GmbH, PocketBook Readers GmbH, Bauck GmbH, Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck, mareverlag GmbH & Co. oHG, GEPA - The Fair Trade Company, Werkhaus Design + Produktion GmbH, Kruut GmbH und i+m Naturkosmetik Berlin GmbH.