Leserbrief(e): "Es fremdelt"
■ Betr.: Debatte um Thesen von Herbert Wulfekuhl, taz v. 4.1.92
Ich finde es verdienstvoll, wenn Herbert Wulfekuhl zur Aufgabe der Lagermentalität in der Auseinandersetzung um die Fremden und um das Asylrecht auffordert. Seine Ja oder Nein erheischenden Fragen mögen ja etwas riskant sein. Aber sie sollen eben zum Innehalten auffordern. Doch seine Kritiker wie z.B. zuletzt Heinrich Ebbers wollen offenbar weiter eifern: Wer nicht bedingungslos und in jeder Hinsicht für das eintritt, was Ausländer in jeder Hinsicht tun oder lassen, der kann nur Rassist sein. So wenig wie alle Ausländer, zumal die Kurden, mit Drogen handeln, so wenig ist z.B. auch zu übersehen, daß der Drogenhandel überwiegend von Ausländern betrieben wird. Warum ist das zu übersehen und zu dulden? Warum soll es keine Auseinandersetzung um die Tatsache geben, daß gegenwärtig ganz überwiegend das Asylrecht von Menschen in Anspruch genommen wird, für die es nicht in Frage kommt und für die es bei aller Einsicht in die deutsche dunkle Vergangenheit auch nicht gedacht war? Wenn es darum gehen soll, daß sich auch Deutschland ausländischen Menschen öffnet, die politisch verfolgt sind und vielfältige andere Not leiden — und dafür bin ich, wenn auch in kalkulierbarer Form z.B. über ein Einwanderungsgesetz — dann dürfen die einheimischen Menschen dabei nicht überfordert werden. Nicht zu übersehen ist: Es „fremdelt“! Dann aber sind Behutsamkeit, Vermeidung von Überforderung und genaues Hinhören und Hinsehen erforderlich. Nicht deutsches oder internationalistisches Pathos sind gefragt, sondern Zwischentöne am runden Tisch. Dr. H.-C. Hoppensack
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