LeserInnenbriefe:
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.
Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Droge Auto
betr.: „Dieselgipfel weicht seinen Kritikern aus“, taz vom 3. 8. 17
Was ist der Unterschied zwischen einem Drogendealer und einem Autohersteller?
Ein Drogendealer verkauft Rausch und Sucht.
Ein Autohersteller verkauft Geschwindigkeitsrausch und Geltungssucht.
Ein Drogendealer trickst, lügt und betrügt, wie jeder weiß.
Ein Autohersteller trickst, lügt und betrügt, bisher wusste oder glaubte das kaum einer.
Ein Drogendealer wird von der Polizei gejagt und bestraft.
Ein Autohersteller wird vom Staat gefordert und umschmeichelt.
Durch Drogen sterben im Jahr einige 100 Menschen.
Durch Abgase mehrere 10.000.
Drogendealer sind in einem mafiösen Netzwerk verbunden.
Autohersteller bilden ein Kartell.
JÜRGEN KOLS, Ammerbuch
Nur Fahrverbote helfen
betr.: „Betrug und Selbstbetrug“, taz vom 2. 8. 17
Updates sind keinesfalls ausreichend. Allein schon die Vorstellung ist absurd, die sofort notwendigen Fahrverbote seien entbehrlich, weil sich die Autoindustrie zu etwas verpflichtet hat, was von Anfang an ihre Pflicht gewesen wäre und auch nicht schlagartig erfolgen kann, sondern nach eigener Einschätzung allenfalls erst Ende 2018 abgeschlossen werden kann und höchstwahrscheinlich viel länger dauern wird.
Darf die Politik deshalb die Menschen weiterhin gefährden und viele zusätzliche Schwerkranke und Tote in Kauf nehmen?
ALFRED MAYER, München
Verbrauchertests mit Ansprüchen
betr.: „Einige Autos werden vielleicht etwas sauberer“, taz vom 3. 8. 17
Die einzige Möglichkeit, diese Software-Updates akzeptabel zu machen, wäre, sofort einen Leistungstest sowie Verbrauchstest des modifizierten Fahrzeugs durchzuführen. Daraus ergäben sich Ansprüche der Verbraucher. Außerdem sollte es selbstverständlich sein, dass die Maßnahme mit einer voll umfänglichen Garantieerweiterung einhergeht – auf alle irgendwie in Zweifel geratenen Teile. DENNIS LEHMEN, Bullay
Mehrwertsteuer ohne Anspruch
betr.: „Niedrigere Mehrwertsteuer – mehr Geld für die Ärmeren?“, taz vom 3. 8. 17
Was muss man studiert haben, um zu glauben, dass ein Lätzchen für 1,99 Euro nur noch 1,97 Euro kostet, wenn die Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt gesenkt wird? So kann man weder das untere noch das mittlere Drittel der Menschen beglücken. Wichtig ist, dass mehr vom Verdienten beim Bürger bleibt. Nur das schafft Anreiz für Arbeit, Beschäftigung und Berufsbildung. FRIEDHELM HOLTERHOFF, Drensteinfurt
Carsharing, die grüne Lösung
betr.: „Ein trauriger Witz“, taz vom 3. 8. 17
Ja, sie fehlt, die mutige, radikalökonomische Opposition! Jeder weiß das. Bevor ich Ihren Kommentar auf der Seite eins der taz gelesen habe, Gereon Asmuth, habe ich ein Interview mit Sonja Karas, Bündnis 90/Die Grünen, gehört. Das, was mir an ökologischer und sozialer Substanz bei den „neuen“ Grünen à la Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt fehlt, das, was mal unter Petra Kelly gedacht wurde, ist wohl doch noch nicht endgültig verloren.
Sonja Karas spricht von Carsharing statt Individualverkehr und statt 2,50 Euro pro Liter Benzin. Carsharing drosselt die Automobilproduktion so stark, dass sie nur im Einklang mit der Förderung alternativer/nicht fossiler Energielieferanten zu denken ist. Sonne statt Atom, Kohle, Öl und Gas. Zu meinem Erstaunen gibt es diese Menschen, die weiterdenken, als es die Politik oder die Parteien erlauben. Und keiner weiß das!
NORBERT VOSS, Berlin
Symbol ohne Unschuld?
betr.: „Mit väterlichen Grüßen“, taz vom 29. 7. 17
Reyhan Sahin meint, die Bedeutung des Kopftuchs hinge an der politischen Haltung der Frauen, die es tragen. Damit macht sie es sich zu einfach.
Natürlich haben alle Symbole auch einen subjektiven Aspekt, aber es gibt auch eine historisch gewachsene objektivierte Bedeutung, an der Einzelne nicht vorbeikommen. Der patriarchal-religiöse Bedeutungskern des Kopftuchs ist, dass die Haare von Frauen anders als die von Männern keusch zu bedecken beziehungsweise nur dem eigenen Gatten zu enthüllen sind. Deshalb wurde das Symbol so stark vom jüngeren politischen Islam besetzt, sodass die kopftuchtragende Frau nun eine konservative Variante des Islam repräsentiert (ob sie will oder nicht).
Auch das Hakenkreuz ist ein uraltes religiöses Symbol, das dann im 20. Jahrhundert von den Nazis besetzt wurde, sodass ihm die Ideen des deutschen Faschismus eingeschrieben wurden. Haben Individuen nun die Freiheit, seinen alten religiösen Sinn zur Schau zu tragen oder es einfach ästhetisch schön zu finden? Die haben sie nicht, denn das Symbol hat seine Unschuld verloren. So ist es auch mit dem Kopftuch: Die praktizierte Unterwerfung ist ihm eingeschrieben, egal wie emanzipiert seine Trägerin sich fühlt oder lebt. STEFAN HIRSCHAUER, Mainz
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