LeserInnenbriefe:
taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin
briefe@taz.de | www.taz.de/zeitung
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.
Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Bedrohte Zweiflügler
betr.: „Sekten und Insekten“, taz-Wahrheit vom 28. 7. 17
Ich möchte Ihnen Anerkennung und Dank aussprechen für den gelungenen Artikel über den Rückgang der Insekten. Als Kuratorin für Zweiflügler an der Zoologischen Staatssammlung München weiß ich, wovon die Rede ist. Sie haben das treffend und auch noch lustig dargestellt. Ich hänge den Artikel bei uns ans schwarze Brett. Voll gut! MARION KOTRBA, München
A wie Autolobby, Z wie Zaghaftigkeit
betr.: „Die Heuchelei zur Kunstform gemacht“, taz vom 28. 7. 17
Anton Hofreiter hat recht. Klimaschutz interessiert die Kanzlerin sowie die ganze Bundesregierung einen Dreck. Sein Versuch, Winfried Kretschmann die ökologische Stange zu halten, mag man der Parteidisziplin zugute halten. Aber wenn man den notwendigen ökologischen Wandel will, braucht man schon ein klares Ziel, also einen Zeitpunkt für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. Ein unverbindliches Irgendwann, wie es der baden-württembergische Ministerpräsident favorisiert, zeugt nicht gerade von dem Mut, mit dem die Zukunft laut dem Grünen-Wahlprogramm gemacht werden soll. Überhaupt gilt ganz grundsätzlich, eine ökologische und soziale Politikwende kann nicht mit einem grünen Kuschelkurs von A, zum Beispiel gegenüber der Autolobby, bis Z, wie Zaghaftigkeit gegenüber mächtigen Interessensgruppen, erzielt werden. Vielmehr müssen wir Grünen wieder mutiger für den ökologischen und sozialen Wandel kämpfen und echte Alternativen zur herrschenden Politik anbieten! HEINZ DIETER SIMON, Menden
Fahrverbot für mein Wohnmobil
betr.: „Die Sehnsucht nach dem Knall“, taz vom 29./30. 7. 17
Vor zwei Jahren habe ich mir einen gebrauchten VW T5 gekauft mit nagelneuem Wohnmobilausbau. Natürlich einen Diesel wegen der Sparsamkeit und der langen Lebensdauer: Das Fahrzeug steht in München in der Innenstadt und wird nur am Wochenende oder in den Ferien benutzt. Und jetzt soll ich plötzlich mit dem Auto nicht mehr zum Beladen an die Wohnung fahren können?! Das ist doch absurd! Der Wert des Fahrzeugs sinkt dramatisch – eine Enteignung auf kaltem Wege!
Die Zeche für das Fehlverhalten der Politik und der Industrie zahlt sicher wieder der kleine Mann, während die Schlitten mit großem Hubraum, die unsinnigen Diesel-Lkw und die unzähligen Kleintransporter, die Amazon-Produkte bringen, sicher wieder ungeschoren davonkommen! Von Verlagerung des Frachtverkehrs auf die Schiene ist keine Rede mehr, der Flugverkehr mit seinen schädlichen Abgasen wächst unbegrenzt, im Deutschland der industriellen Revolution 4.0 sind in den Städten nicht einmal „Grüne Wellen“ realisiert. Aber ein Fahrverbot für mein kleines Wohnmobil, das im Jahr in der Stadt vielleicht 500 Kilometer fährt, soll kommen! GEBHARD MORITZ, Berlin
Fahrräder sind unisex
betr.: „Mit dem Rad Freiheit gewinnen“, taz vom 29./30. 7. 17
Ich muss Ihnen mitteilen, dass es zum Glück keine reinen Frauenfahrräder gibt. Fahrräder sind unisex. Fahrräder mit einem tiefen Einstieg wurden entwickelt, um in rückständigen Zeiten fortschrittlichen Frauen das Radfahren zu ermöglichen. Durch die Fortführung dieser unsäglichen Unterteilung zementieren Sie Gedankenwelten mit patriarchalischen Strukturen. Es gibt Diamantrahmen (hohes Rahmenrohr), Trapezrahmen (auf dem Foto Ihres Artikels), Schwanenhalsrahmen (tiefer Einstieg, Doppelrohr) und so weiter und so fort.
Ich bin ein begeisterter Brompton-Faltradfahrer und musste mir aufgrund der Reifengröße von 16 Zoll anhören, welchem Kind ich das Rad geklaut hätte. So werden Vorurteile unbewusst über Generationen weitergegeben. ARNE MATSCHINSKY, Hamburg
Mehr Recherche zu Anorexie
betr.: „Auch Essgestörte essen“, taz vom 25. 7. 17
Ich bin immer wieder verwundert, wie unzureichend in der taz-Redaktion die Kenntnisse über Essstörungen im Allgemeinen und über Anorexie als Form davon sind und wie sehr dieses Thema zum Teil unzulässig entdramatisiert wird. Essstörungen in der extremen Form können eben nicht jeden treffen. Unabhängig davon, dass es eine genetische Disposition gibt, sind die meisten an Anorexie erkrankten weiblich und stammen tatsächlich aus gutbürgerlichen und gebildeten Familien.
Darüber hinaus handelt es sich bei den im Artikel zitierten Situationen mitnichten um unzutreffende Stereotype. Diese beschriebenen Situationen sind durchaus typisch. Vor dem Hintergrund, dass Anorexie zu den häufigsten Todesursachen bei Mädchen in Deutschland gehört und Betroffene oft trotz jahrelanger Therapie ihr Leben lang damit beschäftigt sind oder an den Spätfolgen leiden, wünsche ich mir künftig eine fundiertere Recherche.Name ist der Redaktion bekannt
Titelbild verletzt die Scham
betr.: Titelbild zu „Läuft bei uns“, taz vom 29./30. 7. 17
In Bezug auf das Titelbild der taz am Wochenende möchte ich meine Empörung zum Ausdruck bringen. Ich finde die Abbildung sehr schamverletzend. Gegen sachliche Informationen zum Thema Menstruation habe ich nichts einzuwenden. Daher finde ich die diesbezügliche Seite 28 auch gut. Doch auf der Titelseite ist das Thema entwürdigend dargestellt.
URSULA OLDE, Hamburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen