LeserInnenbriefe:
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Destruktives Narrativ
betr.: „Schäuble will Europas Sparer nicht verunsichern“,taz vom 25. 11. 15
Die taz hat leider ein destruktives Narrativ bedient, und zwar mit dem Schäuble-Zitat auf S. 9, dass die Eurokrise gezeigt habe, „was passiert, wenn man Ländern die Möglichkeit gibt, sich auf Kosten anderer zu verschulden“. Das entspricht einer in Deutschland beliebten, aber unvollständigen Sichtwiese, die wichtige Dinge unterschlägt.
Dazu gehören die Rolle deutscher Banken, die unverantwortliche Kredite vergeben haben, und die Tatsache, dass Spanien, Irland und auch Portugal eben nicht mit besonders hohen Haushaltsdefiziten in die globale Finanzkrise hineingegangen sind. Sie sind heute hoch verschuldet, weil sie Banken mit Steuergeld refinanzieren mussten, worauf die Bundesregierung aus Eigeninteresse gedrängt hat. Wäre das nämlich nicht geschehen, wären deutsche Banken in den Schuldensog hineingezogen worden und hätten mit dramatischen Folgen für den Bundeshaushalt gerettet werden müssen.
Die taz hat diese Zusammenhänge auf löbliche Weise immer wieder in langen Artikeln klar herausgearbeitet. Es wäre klug, das nicht in der aktuellen Berichterstattung mit dem in Deutschland gewohnten Narrativ wieder zu unterhöhlen.
ANDREAS BÖHMER, Frankfurt am Main
Zum nächsten Desaster
betr.: „Bundeswehr gegen IS: Echt jetzt?“, „Gar nicht!“,taz vom 27. 11. 15
Der Artikel ist faktenbasiert und logisch. Der Einsatz der Bundeswehr über und vor Syrien wird zum nächsten teuren Desaster führen. Was ist aus „unserem“ Kundus geworden? Die Taliban beherrschen die Region und bedrohen ständig die Stadt. Demokratie, Entwicklung der Infrastruktur, Bildungseinrichtungen auch für Mädchen – alles ist unmöglich geworden – nach wie vielen Toten und Verwundeten? Wer übernimmt die Verantwortung für diese ungeheure Fehlinvestition?
Ergänzend zu der von Daniel Bax geforderten Alternative, im Westen mehr Flüchtlinge aufzunehmen, sollte sich „der Westen“ dringend um die Flüchtlingslager in der Türkei, im Libanon, in Jordanien kümmern. Eine Dokumentation des ZDF zeigte kürzlich die dortigen Zustände auf. Wer eine Beschreibung für die Hölle sucht, sollte sich diesen Film ansehen: bedrückende Enge, bei weitem nicht genügend Nahrungsmittel, Leben in den eigenen Fäkalien, nicht der geringste Schutz vor dem Winter, Krankheiten vor allem unter Kindern, Seuchengefahr. Das UNHCR musste die finanziellen Leistungen um die Hälfte reduzieren, weil die UNO-Mitgliedstaaten jetzt noch weniger Geld bereitstellen. Jeder, der gesunde Beine hat, wird dieser Hölle entfliehen, um zu überleben. Kriegsfähige junge Menschen werden den Werbern des IS folgen, um regelmäßig Nahrung, einen hygienischen Unterschlupf und – wie scheinbar auch immer – eine soziale Bindung zu haben.
Wer ernsthaft weniger Flüchtlinge und weniger Zulauf zum IS will, muss mit erster Priorität diese Lager bewohnbar machen. Dazu habe ich von unserer kriegsbereiten politischen Elite kein einziges Wort gehört.
BERND SCHÜNGEL, Berlin
Warum nur im Ruhrgebiet?
betr.: „Schöner radeln im Ruhrgebiet“, taz vom 27. 11. 15
Es stellt sich mir sofort die Frage: Warum nur im Ruhrgebiet schöner radeln. Dieses Verkehrskonzept braucht jeder Ballungsraum! In Zukunft muss es außer Bundesautobahnen auch Bundesfahrradstraßen geben. Das Thema ist sogar so wichtig, dass es beim Klimagipfel in Paris diskutiert werden müsste.
Klimafreundliche Grüße aus Nürnberg (schlechtes Verkehrskonzept, schlechte Fahrradwege). WOLFGANG WEDEL
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