: LeserInnenbriefe
Umwertung aller Begriffe?
■ betr.: „Erfolgreiche Emanzipation“, taz vom 10. 12. 09
Als Emanzipation gilt es also, wenn die „UnAufgefordert“ aus der Abhängigkeit vom gewählten Studierendenparlament in die Abhängigkeit vom HU-Präsidenten oder der HU Präsidentin wechselt, die ja unter aufmerksamen taz-LeserInnen eher für obrigkeitliches Handeln bekannt ist. Offenbar gilt es demnach auch als emanzipativ, auf geschlechtergerechte Formulierungen zu verzichten. Jan Mohnhaupt lobt also die „gelungene Emanzipation“ im Sinne der weißen mächtigen Männer von „denen da unten“. Sind wir schon wieder auf dem Weg der Umwertung aller Begriffe? CHRISTOPH LANG, Berlin
Andere ausgrenzen
■ betr.: „Die Schimpfkanonade bleibt in der SPD“, taz vom 14. 12. 09
Es verwundert, dass immer nur das allseits bekannte Zitat aus dem Interview mit lettre international angeführt wird. Wir Berlinerinnen und Berliner waren die kommunikativen Exkursionen unseres Ex-Senators gewöhnt, sei es gegenüber der fehlenden Leistungsbereitschaft der Stadtbevölkerung oder den guten Ratschlägen in Bezug auf die Mahlzeiten von Hartz-IV-EmpfängerInnen. Das sorgte häufig für Aufregung und Empörung, trug aber auch irgendwie zur Belustigung bei. Traurig ist dabei, dass die Hintergründe dieser publikumswirksamen scheinbaren „Ausrutscher“ im Dunkeln blieben. Das Interview mit lettre international ist so empörend, weil über vier große Zeitungsseiten eine Ideologie verbreitet wird, die sozialdarwinistischem Gedankengut gefährlich nahekommt. Da wird über Eliten philosophiert, Qualität im Sarrazin’schen Sinne heißt, andere ausgrenzen. Mit dem Titel „Klasse statt Masse“ ist gemeint, nur jene, die die vermeintlich die „Besten“ sind, haben eine Existenzberechtigung, zumindest in Bezug auf die Berliner Utopie unseres Exsenators. Wörtlich: „Dazu gehört, den Nichtleistungsträgern zu vermitteln, dass sie ebenso gerne woanders nichts leisten sollten.“ Haben wir das nicht schon einmal gehört? Gefährlich ist, wenn diese Ideologie Fuß fasst, gedruckt, gelesen wird, wie geschehen. Was also treibt die SPD dazu, jemanden mit solch einem Menschenbild und solchen Ansichten wacker weiter mitzutragen? FRIEDERIKE AHLERS, Berlin
Gelaber statt Taten
■ betr.: „…den Gentrifizierungsablasshandel einführen“,taz vom 16. 12. 09
Fakt ist doch, dass etwas gespendet wurde und somit die Hausaufgabenhilfe gerettet wurde. Glauben Sie nicht, dass es da einmal um die Sache gehen könnte und es den Kindern, die durch diese Spende ein weiteres Jahr die Hausaufgabenhilfe besuchen können und dadurch einer besseren Zukunft entgegenblicken, völlig wurscht ist, warum der Spender das für sie getan hat? Sind an dieser Stelle nicht Taten gefragt? Was wollen Sie durch Ihre blöde Polemik eigentlich erreichen? SOPHIE SCHÖNBERG, Berlin