LeserInnenbriefe :
Hinterfotziges Zitat
■ Betr.: Kommentar „Die Rettung des Herrn Ahrens“, taz vom 4. 6.
Lieber Benno Schirrmeister, wenn man für eigene Recherchen keine Zeit hat und nur im schnoddrigen Stil Vermutungen kombiniert mit falschen Informationen, die einem zugetragen werden, um dann damit Mobbing zu betreiben, dann darf man in der taz schreiben.
Das Konzept war keine Bedingung für die Vertragsverlängerung, es wurde entwickelt für die Situation, dass das Museum in den nächsten Jahren mit den geringen Mitteln aus dem Haushalt auskommen muss, und die Vertragsverlängerung war am Montag kein Thema.
Die Veranstaltung habe ich ganz anders wahrgenommen als von Ihnen im Artikel geschildert. Fast alle Wortmeldungen kamen von der Bürgerinitiative gegen Ahrens (die Formulierung stammt von einem Museumsleiter), das war etwas nervig. Die feindselige Stimmung, die Sie ausgemacht haben, stammt aber, ebenso wie Ihre Information, von einem Mitglied der Initiative und möglicherweise verfielen die BürgerinitiativlerInnen durch die mangelnde Reaktion der anderen auf ihre Beiträge in Begräbnisstimmung.
Machen Sie sich nichts draus, dass Ihnen das Erlebnis der Veranstaltung entgangen ist, aber kommen Sie das nächste Mal selber. Übrigens Ihr hinterfotziges Zitat (der macht die ganze Stadt kaputt) von einem Untergrundmaulhelden, der sich in der Veranstaltung nicht getraut hat zu reden, hätten Sie sich sparen können, das hat mit Journalismus nichts zu tun. WOLFGANG ZACH, BBK-Bremen
Klischeehafter voyeuristischer Stil
■ Betr.: „Handelt das Gedicht von Gott?“, taz vom 29. 5.
Der Artikel „Handelt das Gedicht von Gott?“ hat allerdings Kritik der psychiatrie-und krisen-erfahrenen RedakteurInnen des IRRTURM auf sich gezogen:
Simone Schnase hat persönliche, lebensgeschichtliche Inhalte eines informellen Pausengespräches im Artikel mit echtem Namen verwendet und die Person zusätzlich erkennbar abgelichtet und das Foto mit Vornamen veröffentlicht, ohne dies mit der betreffenden Person abzusprechen. Das ist als mindestens unsensibel zu bezeichnen, wenn nicht als Überschreitung einer klaren Grenze der Persönlichkeitsrechte.
Der Artikel hat insgesamt einen von den RedakteurInnen empfundenen voyeuristischen Stil, es wird die Skurrilität der Personen herausgestellt und nicht ihre Fähigkeit zur Mitarbeit in der Redaktion, zum Umgang mit ihrer Erkrankung und zum Beschreiben der eigenen Geschichte, Gefühle und Sichtweisen.
Aus Sicht der Redaktion wurden die geführten inhaltlichen Diskussionen in ihrer Differenziertheit nicht einmal angedeutet. Stattdessen wurde es in dem Artikel so dargestellt, als würde der Austausch in etwa so laufen: Jemand fragt etwas, jemand gibt eine knappe Antwort, dann Gelächter; und eine intensivere Durcharbeitung findet nicht statt.
(...) Insgesamt hätten wir uns von der taz eine sensiblere, wertschätzendere, weniger klischeehaft bzw. plakativ gehaltene Berichterstattung gewünscht, bzw. diese auch erwartet. Nichtsdestotrotz danke ich für die Berichterstattung, denn ich hatte bei dem Besuch den Eindruck, Simone Schnase hat es bei uns gefallen, dass sie ganz angetan war von der Atmosphäre und Arbeitshaltung der Gruppe. Leider war es für die RedakteurInnen in dem Bericht nicht mehr in dem Maße zu spüren wie vor Ort. JÖRN PETERSEN, für die Redaktion IRRTURM