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Archiv-Artikel

■ LeserInnen wundern sich, warum vergangenenen Freitag die Kolumne von taz-Autor Wiglaf Droste nicht erschien. Mit dem Zensurmesser?

betr.: Nichterscheinen der Kolumne von Wiglaf Droste am 7. 3. 03, „kein lied für riga“ von Ralf Sotscheck, taz vom 10. 3. 03

An irgendeinem Beitrag von Wiglaf Droste (oder anderen) mit dem Zensurmesser herumzuschnibbeln, wäre schlimm genug. Seine Kolumne zum taz-Engagement beim Grand Prix aus dem Blatt zu kippen, ist ein unverzeihlicher Fehler. Da tröstet auch der – löbliche – heutige „Rettungsversuch“ von Ralf Sotscheck wenig.

Ist es schon so weit, dass die taz dieselben Reflexe zeigt wie die meisten anderen Blätter? REINHARD SCHÜSSLER

W. Drostes Freitagsaufsatz für die Wahrheitsseite wurde also kurz vor Redaktionsschluss von der Chefredakteurin entfernt. So heute Radio Eins. Vorsicht: Satire?!

Der Mann ist also ein ausgewiesener Solitär, der auch noch mächtig stolz darauf ist und das auch gern vielen Leuten mitteilt. Okay. Manchmal gerät das auch ein bisschen oberlehrerhaft und ab und zu tritt er manchen geistreich auf die Füße. Kann man gut finden, oder auch nicht. Dem Mann aber nun auf diese Art seinen Text aus der Ausgabe zu kegeln? […]

Ich schätze die taz als souveränes Blatt mit Mut zum Randständigen und hoffe sehr, dass Ihr diese Qualitäten Eurer Zeitung nicht aufgebt. CHRISTIAN FEUCHTNER, Berlin

Ich verbrachte Stunden meines Freitags im Zug und hatte meine taz dabei. Um den WahrheitsFreitagsGenuss zu verlängern, las ich die taz mal von vorne nach hinten. Und als ich zur letzten Seite kam: Tom ja, aber kein Wiglaf Droste! Was soll’n das?

Das geht nicht. Und schon gar nicht ohne vorherige Ankündigung. Das bringt mein Leben völlig durcheinander, meine gute Laune ist dahin, und die Hormone bleiben verwirrt. […] War der Text in euren Augen mal wieder so daneben, dass Zensur ausgeübt werden musste? Ich denke, dass ihr Euch keine Sorgen um das Seelenheil der werten taz-LeserInnen machen müsst. Wir können uns selber eine Meinung zu Texten bilden, die wir in der taz lesen, notfalls kann ich einfach weiterblättern. […]

KATJA DE BRAGANCA, Bonn

Anmerkung der Chefredaktion der taz: Die taz hat eine besondere Unternehmenskultur, die die Beteiligungsrechte aller RedakteurInnen schützt. Auf diese Kultur sind wir stolz. Unterschiedliche inhaltliche Positionen finden stets Berücksichtigung in der Berichterstattung. Gleichzeitig ist die Redaktion aber übereingekommen, allen MitarbeiterInnen zu garantieren, dass sie vor persönlichen Diffamierungen, Beleidigungen oder gar Herabsetzungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in der eigenen Zeitung geschützt sind. Die Kolumne unseres Autors Wiglaf Droste hat gegen diese Regel verstoßen.