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Archiv-Artikel

Lena Weifen, Welt-Reiterin Ein Handicap, das keins ist

Von RLO
Lena Weifen, 21

kam eher zufällig zu den Para-Equestrians und wurde 2010 Deutsche Vizemeisterin.Foto: rlo

So muss es auch den Schürrles und Großkreutz’ gehen, wenn der Jogi klingelt. Lena Weifen saß gerade gemütlich mit den Nachbarn und ihren Eltern in Bösel bei Cloppenburg zusammen, als der Bundestrainer anrief. „Ich war einfach nur happy“, erinnert sich die Dressurreiterin wenige Tage vor dem Abflug nach Kentucky. Zuerst war die 21-Jährige nur als Ersatzreiterin für die Equipe der deutschen Para-Equestrians bei den gerade laufenden Weltreiterspielen nominiert. Dann verletzte sich das Pferd der Paralympics-Dritten Bettina Eistel – und Weifen rückte ins Team. „Für Bettina tut es mir sehr leid, dass sie nicht mitreisen kann“, sagt sie, und es klingt nach ehrlichem Bedauern.

Ihre ersten Erfolge hatte Lena Weifen, die mit einer Fehlbildung des rechten Armes auf die Welt gekommen ist, im Regelsport. Mit fünf das erste Pony, mit elf Jahren Reitunterricht und ein paar Jahre später die Teilnahme an den deutschen Jugendmeisterschaften. Im Mai dieses Jahres fragte Britta Bando, Equipe-Chefin der deutschen Para-Equestrians, sie bei den norddeutschen Jugendmeisterschaften, ob sie nicht Lust hätte, bei den Handicap-Reitern mitzumachen. „Sie ist eine starke Prüfungsreiterin und trotz ihrer jungen Jahre sehr erfahren und cool“, sagt Bando. Ihr Handicap hat Lena Weifen bei ihrem Sport nie beeinträchtigt. „Ich habe ja auch schon als Bereiterin gearbeitet und könnte jedes x-beliebige Pferd reiten“, sagt die angehende Industriekauffrau.

In der Pferde-Box gibt jemand mit einem leichten Wiehern zu erkennen, dass er diesen Satz gar nicht gerne hört. „Aber so einen wie Don Turner kriege ich nie wieder“, fügt sie schnell hinzu, und der braune Wallach scheint beruhigt. „Als ich ihn gesehen habe, hat mir mein Bauchgefühl sofort gesagt, dass es perfekt passt. Er hat mit seinen acht Jahren schon einen eigenen Kopf und lernt sehr schnell.“

Schnell lernen musste Don Turner vor allem, mit einer ungewohnten Fortbewegungsart fertig zu werden. „Er reist zwar gerne, aber geflogen ist er noch nie. Genau wie ich.“ Inzwischen sind beide wohlbehalten angekommen und haben heute ihren ersten großen Auftritt in Kentucky. RLO