■ Leichtathletik: Munter purzeln die Weltrekorde
Hamburg (dpa) – Drei Gescheiterte der Olympischen Spiele von Barcelona trumpften bei hochkarätigen Hallen-Sportfesten mit Weltrekorden auf: Sergej Bubka im Stabhochsprung, Merlene Ottey über 200 m und Ludmila Naroschilenko im 60-m-Hürdensprint. Dagegen mußte eine Erfolgreiche der Sommerspiele eine bittere Niederlage einstecken: Olympiasiegerin Heike Henkel verpokerte sich in München und verlor im Hochsprung gegen ihre Dauerrivalin Stefka Kostadinowa.
Alle drei Weltrekorde sahen die 7.000 Zuschauer im französischen Lievin. Dabei stellte Bubka den 33. Weltrekord seiner Karriere auf. Der 29jährige Ukrainer übersprang im zweiten Versuch 6,14 m und verbesserte seine alte, vor einem Jahr in Berlin aufgestellte Hallen-Höchstleistung um einen Zentimeter. „Ich bin erstaunt, daß ich hier Weltrekord gesprungen bin“, sagte der dreimalige Weltmeister, der noch am Donnerstag in Osaka über Schmerzen in der Kniekehle geklagt hatte. Bubka, der in Barcelona als hoher Favorit an seiner Anfangshöhe von 5,75 m gescheitert war, hält mit 6,13 m auch den Freiluft-Weltrekord.
Sensationell war der Hallen-Weltrekord von Merlene Ottey über 200 m. Mit 21,87 Sekunden war die 32jährige aus Jamaika gleich um 37/100 Sekunden schneller als bei ihrer alten Höchstleistung. Diese hatte sie im Vorjahr mit 22,24 Sekunden in Sindelfingen erzielt und in Sevilla eingestellt. Die Jamaikanerin, die als Mitfavoritin für alle Sprint-Wettbewerbe bei den Sommerspielen lediglich zu einer Bronzemedaille über 200 m gekommen war, gewann auch die 60 m in 7,01.
Das Rekord-Fest von Lievin rundete Ludmila Naroschilenko über 60 m Hürden ab. Mit 7,69 Sekunden war die 28jährige Russin, die im Sommer in Spanien wegen einer Verletzung zum olympischen Halbfinale über 100 m Hürden nicht antreten konnte, genau so schnell wie bei ihrem Hallen-Weltrekord 1990 in Tscheljabinsk.
„Ich habe zu hoch gepokert“, meinte die 28jährige Heike Henkel in München. Nach übersprungenen 1,90 m und 1,94 ließ die Leverkusenerin die 1,97 m aus. Danach scheiterte sie an der Zwei-Meter- Marke und verlor nicht nur das Duell mit Stefka Kostadinowa, sondern fiel sogar auf den fünften Rang. Die Bulgarin erreichte mit 2,02 m eine Jahres-Weltbestleistung. „Die Leistung von Stefka ist für mich ein neuer Ansporn, aber die Niederlage hätte nicht sein müssen“, sagte Heike Henkel. Sie hofft, bei der Hallen-Weltmeisterschaft Mitte März in Toronto die Nase wieder vorn zu haben. Erst zwei Tage zuvor in Frankfurt hatte sie mit 2,01 m noch Stefka Kostadinowa geschlagen.
Nach dem Hoch gab es für Ralf Sonn in München ein Tief. Der 25jährige Weinheimer kam mit Beschwerden in der Beuge-Muskulatur nach seinem 2,36-m-Satz acht Tage zuvor in Wuppertal nicht über 2,25 m und Platz 10 hinaus. Sieger wurde der US-Amerikaner Charles Austin (USA), der sich nur aufgrund der wenigeren Versuche mit 2,34 m gegen Sorin Matei (Rumänien) durchsetzte.
Beim Hallen-Länderkampf in Birmingham, den Großbritannien sowohl bei den Männern (163:120 Punkte) als auch bei den Frauen (150:120) gegen die USA gewann, überzeugte Olympiasieger Mike Stulce (USA) mit der Jahres-Weltbestleistung von 21,77 m im Kugelstoßen. Auch die 7,46 Sekunden von Europameister Colin Jackson über 60 m Hürden bedeuteten Saisonbestleistung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen