piwik no script img

Leichtathletik-WM in SüdkoreaSportler auf Papp-Pyramiden

Kaum jemand interessiert sich in Südkorea für Leichtathletik. Das WM-Stadion in Daegu dürfte dennoch voll werden – fast alle Karten sind verkauft.

Justin Gatlin, Olympiasieger im 100-Meter-Sprint (2004), wird auch dabei sein. Seine Dopingsperre endete zum August 2010. Bild: reuters

DAEGU taz | In Daegu muss niemand, der nicht weiterweiß, lange hilflos in der Gegend herumstehen. Die Menschen in dieser sehr grünen, sehr feuchten 2,5-Millionen-Einwohner-Stadt im Südosten Südkoreas sind freundlich, kontaktfreudig, interessiert. Sie helfen gern, Fremden besonders.

Mit der Leichtathletik können Südkoreaner eher nichts anfangen. Baseball und Fußball, das sind ihre Sportarten. Olympische Winterspiele 2018, das ist ihre Veranstaltung. Darum haben sie in drei Anläufen gekämpft. Und als die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im Juli entschieden, dass die Spiele nun doch noch nach Pyeongchang und nicht nach München gehen, war das Anlass genug für ausgelassene Feste im ganzen Land.

"Die Leichtathletik-WM wird nur hier in Daegu ein bisschen wahrgenommen", sagt eine junge Frau, die als WM-Volounteer unermüdlich den Gästen den Weg weist. Trotzdem müssen die knapp 2.000 Athleten aus 202 Ländern nicht fürchten, sich ab Samstag neun Tage lang vor magerer Kulisse um Weltmeisterehren zu mühen. 94 Prozent der Tickets seien verkauft, sagt der Leichtathletik-Weltverband IAAF. Die Südkoreaner werden gucken kommen, auch wenn dieser Sport sie nicht von den Sitzen reißt. Das gebietet allein schon ihre Gastfreundschaft.

Damit sie wissen, wen es anzufeuern gilt, haben die Organisatoren in der Innenstadt einen Informationsstand aufgebaut. Er steht in Daegus hipper Einkaufsstraße Dongseong-ro. Markenlabels haben hier Geschäfte. Aus jedem Laden dröhnt laute Musik. In den Seitenstraßen verbringen Scharen junger Leute ihre Mittagspause in einem der vielen Restaurants. Mancher hält kurz an und bleibt am WM-Stand stehen. Viele sind es nicht.

Auf großen Papppyramiden wird hier auf jeder Seite ein Athlet vorgestellt. Eine Pyramide ist für die Stars reserviert: Usain Bolt (Jamaika), Jelena Isinbajewa (Russland), Liu Xiang (China). Zwei weitere für die "aufgehenden Sterne" Koreas. Darunter in den Disziplinen der internationalen Helden der 100-Meter-Läufer Kim Kuk-Young, der im letzten Jahr den 31 Jahre alten nationalen Rekord auf 10,23 Sekunden verbesserte. Der Hürdensprinter Park Tae-Kyong (Bestzeit: 13,48 Sekunden). Und die Stabhochspringerin Choi Yun-Hee (4,40 Meter). Mit den Top-Stars werden die südkoreanischen Athleten nicht mithalten können. Aber vielleicht kennen ihre Landsleute nach der WM ihre Namen. Bislang täten sie das nämlich in aller Regel nicht, erklärt die freundliche WM-Volontärin.

Gut haben sollen es die Athleten in Südkorea, auch das gebietet die Gastfreundschaft. Im schmucken, für die Fußball-WM 2002 erbauten Stadion wurden die Laufbahnen mit dem allerneuesten Hightech-Belag ausgestattet. Am Geumhogang, einem der beiden Flüsse Daegus, wurden für Athleten und Journalisten moderne Appartementhäuser hochgezogen. Den Sportlern stehen eine Leichtathletik-Anlage für ihre finalen Trainingseinheiten zur Verfügung und Fahrräder, um die Gegend zu erkunden. Nur der immer wieder einsetzende Regen und die hohe Luftfeuchtigkeit stören die angenehme Atmosphäre ein wenig.

Die deutschen Athleten befinden sich zur Akklimatisierung auf der Insel Jeju und kommen immer erst zwei Tage vor ihrem Wettkampf nach Daegu. Die ersten 13 sind am Mittwoch ins Athletendorf eingezogen. Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, hofft auf ein ähnlich gutes Ergebnis wie bei der WM 2009 in Berlin. Dort gewannen die deutschen Leichtathleten neun Medaillen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!